■ Vorschlag: Keine Atempause – No Doubt mit frischen Schmachtfetzen in der Arena
Als No Doubt im vergangenen Sommer im Loft auftraten, interessierte das niemanden. Keine hundert Leute waren da. Ich erinnere mich, daß ich damals das „Dröhnland“ schreiben mußte und No Doubt schlichtweg ignoriert habe. Asche auf mein Haupt, kann man da nur sagen, keinen Riecher gehabt, Chance verpaßt. Au Backe.
Zumindest in den Staaten schien sich der Monstererfolg anzudeuten. Dort kletterte ihr Album „Tragic Kingdom“ langsam, aber sicher in die Top Five, während hierzulande die ausgekoppelte Single „Just A Girl“ elendig floppte. Erst der Schmachtfetzen „Don't Speak“ gelangte auch in Deutschland in die Radio-Rotation und später in die Charts. Warum das alles nun gleich so gigantisch werden muß, vermag wohl niemand recht zu sagen (war ja auch bei Nirvana ungeklärt). Dominoeffekt und Dauerberieselung machen es aus – denn „Don't Speak“ benötigt durchaus seine Zeit, um ein wirklicher Ohrwurm zu werden.
Hört man das gesamte Album von No Doubt, weiß man aber eins bestimmt: No Doubt kennen sich gut aus in den Achtzigern und lassen auf „Tragic Kingdom“ ihrer Liebe zu Madness, den Dexys und New Wave vollen Lauf. Sie packen ein paar Ska-Rhythmen in gefällige Pop-Rock-Nummern, verwenden haufenweise Bläser und nicht richtig rund laufende Gitarren, und als Zuckerl obendrauf kommt die Stimme von Sängerin Gwen Stefani, die irgendwo zwischen der frühen Madonna und Blondie ihr Zuhause findet. Wobei Gwen Stefani den beiden auch äußerlich wie aus dem Gesicht geschnitten scheint, vielleicht mit ein paar ländlichen Zügen mehr. Unverbraucht, frisch, flott und sprudelnd – genauso wie die Musik von No Doubt, keine Atempause, Geschichte wird gemacht. Und auch wenn man über die gesamte Länge des Albums manchmal leicht den Faden verliert und auszugleiten droht – so richtig meckern mag man da nicht.
Auf das Konzert morgen in der Arena darf man also gespannt sein; allerdings auch darauf, wie die Geschichte weitergeht. Denn im Moment sind gerade auch die Crash Test Dummies unterwegs, und so wie das aussieht, kräht kein Hahn mehr nach denen, nicht einmal die Tagesthemen. Für No Doubt kann es da nur heißen: Holzauge, sei wachsam. Gerrit Bartels
Ab 21 Uhr in der Arena, Eichenstraße 4, Treptow
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