: Ehrung für beharrliche Frauen
Bündnisgrüne im Parlament fordern Stiftung eines Luise-Schroeder-Preises für Frauen in der Politik. Alternative zum Ernst-Reuter-Preis ■ Von Barbara Junge
Die Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus fordern die Stiftung eines Luise-Schroeder-Preises. Vom Parlament auf Vorschlag eines Frauengremiums ab 1998 vergeben, soll der Preis die politische Arbeit von Frauen honorieren, die sonst keine Beachtung findet. „Wir wollen Frauen ehren, die sich pazifistisch oder sozialpolitisch, für die Gleichberechtigung von Frauen oder die Gleichstellung von Lesben, für die Stärkung der demokratischen Grundsätze oder parteiübergreifende Politik eingesetzt haben“, umschreibt Ingrid Lottenburger, frauenpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen und Initiatorin des Preises, die Idee.
Mit dem Namen Luise Schroeder verbindet sich aber noch mehr: Die Sozialdemokratin wurde von den Alliierten 1947 als Oberbürgermeisterin eingesetzt. Der Wunschkandidat der SPD, Ernst Reuter, war den Sowjets ein zu scharfer Antikommunist. Nach der Teilung der Stadt und dem Rückgang des sowjetischen Einflusses mußte Luise Schroeder in die zweite Reihe zurücktreten und Reuter das Amt des Oberbürgermeisters überlassen. Eine typische Karriere von Frauen in der Politik. „Luise Schroeder war eine hochpolitische Frau, hat ihr Leben lang für die SPD gekämpft, hat sich gegen die Kriegskredite im ersten Weltkrieg und für Sozialpolitik und die Gleichberechtigung von Frauen engagiert“, sagt Renate Künast von den Bündnisgrünen, „nur hat sie sich nicht wie Männer mit scharfen Ellbogen in die erste Reihe gedrängelt“. Der Preis soll daher eine Alternative sein zum Ernst-Reuter-Preis, der vom Regierenden Bürgermeister verliehen wird – und unter dessen 171 Preisträgern erst 18 Frauen sind.
Um den Preis gibt es jetzt schon ein Gerangel. Eigentlich, so Lottenburger, wollte die bündnisgrüne Fraktion einen Antrag aller Fraktionen für den Luise-Schroeder-Preis initiieren. Nach fast einjähriger Diskussion ging deshalb in der letzten Woche ein Brief an die Geschäftsführungen der anderen Fraktionen mit dem Vorschlag, den Antrag gemeinsam einzubringen. Gestern kam die SPD der bündnisgrünen Initiative zuvor. Ulrike Neumann, frauenpolitische Sprecherin der SPD, kündigte einen Antrag zur Stiftung einer Luise-Schroeder-Plakette an, die an „Persönlichkeiten oder Institutionen“ verliehen werden sollte. Neumann war gestern für eine Begründung ihres Alleingangs nicht erreichbar. Die Bündnisgrünen aber sind sauer, weil sie befürchten, daß die SPD den Preis gerade nicht unbekannteren Frauen zuerkennen möchte und bringen ihren Antrag jetzt allein ein. Die PDS hat Zustimmung signalisiert, die CDU berät den Antrag am 8. April.
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