: Berliner Knüppel im Wendland
■ Atomkraftgegner kritisieren Brutalität der Berliner Polizei
Einsatzkräfte der Berliner Polizei haben sich am Mittwoch bei der Räumung der Sitzblockade gegen den Castor-Transport in Dannenberg erneut durch brutales und rücksichtsloses Vorgehen hervorgetan. Nachdem andere Einheiten stundenlang nur meterweise, dafür aber behutsam vorangekommen waren, hatten ab sieben Uhr morgens zunächst Magdeburger Polizeikräfte die Räumung der insgesamt etwa 7.000 Blockierer übernommen. Ab kurz nach neun Uhr hatte dann eine Berliner Einheit die Blockade zusätzlich von hinten und beiden Seiten angegriffen.
„Die Einheit setzte zwei nebeneinanderstehende Wasserwerfer ein, die mit härtestem Druck und gezieltem Beschuß die Blockierer von der Straße trieben“, berichtet der Berliner Abgeordnete Hartwig Berger (Grüne). Dabei seien auch Kamerateams ins Visier genommen worden. Die Beamten hätten mit Fäusten und Fußtritten auf wehrlos am Boden liegende Demonstranten eingeschlagen. Nach anderen Augenzeugenberichten schlugen Berliner Polizisten auch mit Knüppeln auf die Blockierer. Zuvor hatte die Einsatzleitung über Lautsprecher stets verkünden lassen, daß es nur bei gewalttätigem Widerstand zum Schlagstockeinsatz käme. Die Demonstranten hatten sich jedoch bis zum Schluß an die von den Organisatoren der Blockade vorgegebene Devise des „gewaltfreien Widerstands ausschließlich durch Sitzblockaden“ gehalten. Nach übereinstimmenden Berichten von Berger, dem Gorlebener Ermittlungsausschuß und der Bürgerinitiative Lüchow- Dannenberg war im Einsatzbereich der Berliner Polizei die Zahl der verletzten Demonstranten besonders hoch.
Bereits beim letzten Castor- Transport im Mai vergangenen Jahres waren Berliner Polizeieinheiten durch unverhältnismäßiges Vorgehen aufgefallen. Die BI hatte eine Berliner Hundertschaft für zahlreiche Körperverletzungen bis hin zur Schädelfraktur verantwortlich gemacht. Daraufhin gestellte Anzeigen blieben nach Angaben des Ermittlungsausschusses aber bisher ohne Ergebnis.
Berger appellierte an die Polizeiführung, den zu Einsätzen in andere Bundesländer entsandten Einheiten die Pflicht zu mehr Zurückhaltung mitzugeben. Berlin werde derzeit „in ganzen Regionen mit staatlich angestellten Schlägerbanden assoziiert“. Eine Sprecherin der Berliner Polizei wollte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen, da die Einsatzleitung vor Ort gelegen habe. Die Berliner Polizisten scheinen jedoch stolz auf ihr Vorgehen zu sein. Ihren Abzug nach der Räumung unterlegten sie, so BI-Sprecher Edler, mit Kavallerie-Musik aus den Lautsprechern der Einsatzwagen. Gereon Asmuth
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