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Der Kampf um Jobs

■ Die Politik hinkt dem Wandel hinterher

Die Gesellschaft verändert sich, aber nicht durch die Politik der Parteien, Gewerkschaften und Verbände. Diese hinkt vielmehr den Veränderungen hinterher, die sich im Leben der Menschen längst vollzogen haben. Nichts zeigt dies deutlicher als der politische Streit um die Arbeitslosigkeit, ein Streit, der immer einen Tick veraltet erscheint gegenüber den realen Veränderungen der Arbeitswelt, an die sich die Menschen längst anpassen müssen.

Derzeit gibt es 4,67 Millionen Arbeitslose. Im vergangenen Jahr gingen in Deutschland wieder eine halbe Million Jobs verloren. Gleichzeitig drängen die geburtenstarken Jahrgänge auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Der Kampf um Jobs wird härter, aber, und das ist das Entscheidende: jeder ist betroffen von diesem Wettbewerb der einzelnen. Der Kampf wird individuell geführt und ist gerade deshalb höchst politisch.

Vielen AkademikerInnen beispielsweise bleiben nur noch Jobs in der Privatwirtschaft, für die ihre Qualifikation gar nicht erforderlich ist. Und gerade in den High-Tech-Branchen werden Tätigkeiten an ungesichert Beschäftigte ausgelagert. Studien belegen: Ohnehin haben nur noch zwei Drittel aller ArbeitnehmerInnen im Westen einen unbefristeten Vollzeitjob. Vor 20 Jahren waren dies vier Fünftel.

Die Parteien, Verbände und Gewerkschaften klingeln diesen Auflösungserscheinungen hinterher. Es ist nicht mehr als Symbolik, wenn die ÖTV jetzt ihre Mitglieder befragt, ob sie einer Arbeitszeitverkürzung ohne vollen Lohnausgleich zustimmen würden, wenn dafür verbindlich mehr Jobs geschaffen würden. Jeder weiß, daß es keine zusätzlichen Jobs geben wird im öffentlichen Dienst.

Auch die arbeitgeberfreundliche Regierungspolitik brachte keine neuen Stellen. Der Kündigungsschutz wurde abgebaut, die Lohnfortzahlung gekappt, die Befristung für Arbeitsstellen erleichtert. Dennoch hat das Handwerk erklärt, daß in diesem Jahr noch mehr Jobs verlorengehen. Die Politik wird dem wenig entgegensetzen können.

Die Jobsuchenden und die Arbeitsplatzbesitzer werden ihre Ansprüche weiter herunterschrauben müssen. Besser wäre es, dies politisch zu verhandeln, als, wie jetzt, den einzelnen zu zwingen, dies individuell beim Kampf um den Job zu tun. Barbara Dribbusch

Bericht Seite 6

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