Kommentar: Schlaftabletten
■ GAL-Frauenpolitik: Eine feministische Debatte war überfällig und bitter nötig
Stellt Euch vor, es ist GAL-Frauen-Mitgliederversammlung, und keine geht hin: So hoch die Wellen um das feministische Gesicht der GAL auch jetzt schlagen mögen, sie können nicht darüber hinwegtäuschen, daß es in dieser Legislaturperiode nicht einmal leichtes frauenpolitisches Wasserkräuseln gab, geschweige denn eine Woge.
Die ausgewiesenen Frauenpolitikerinnen werden sich fragen lassen müssen, warum sie sich so vornehm zurückhielten. Niemand hat etwa den Fraktions- vorsitzenden und Haushaltspolitiker Willfried Maier gefragt, wo in seinen Anträgen eigentlich die Umverteilung zwischen den Geschlechtern zum Ausdruck kommt. Keine hat sich den für Justizpolitisches zuständigen Manfred Mahr vorgeknöpft, um Männergewalt regelmäßig in der Bürgerschaft zu thematisieren. Und daß die frauenpolitische Sprecherin der GAL, Gabriele Dasse, so mitreißend ist wie die Frühjahrsdiät der Brigitte, dürfte jeder grünen Feministin bekannt sein.
Gemessen am Engagement anderer GALierInnen, zum Beispiel beim Thema Hafenerweiterung oder MigrantInnen, kann man für die Frauenpolitik seit 1993 nur zu einer Bewertung kommen: Sie fand selten statt, und wenn doch, dann war sie so wegweisend und eindringlich wie eine Schlaftablette.
Daß nun überhaupt um feministisches Profil gestritten wird, ist deshalb schon ein Fortschritt. Denn: Ohne Reibung keine Wärme. Ohne Debatten kein Einfluß auf den öffentlichen Diskurs. Der Ruf nach mehr Geld für Frauenprojekte und Frauenrechten überall sind noch kein Zukunftsentwurf fürs weibliche Hamburg. Silke Mertins
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