: Kohle fürs Stahlwerk vom anderen Ende der Welt
■ Australischer Brennstoff soll demnächst die teure heimische Kohle ersetzen
Canberra (taz) – In Erwartung eines baldigen Abbaus der Subventionen für den Ruhrkohlebergbau sollen deutsche Stahlproduzenten bereits über Ersatzlieferungen aus Australien verhandeln. Australische Kohlproduzenten bereiten sich derweil auf umfangreiche Lieferverträge vor. Wie die Zeitung The Weekend Australian berichtete, werden die vertraulichen Verhandlungen von der Frankfurter Niederlassung des australischen Handelsbüros Austrade geführt.
Im Fall eines erfolgreichen Abschlusses würde Deutschland zu einem der wichtigsten Exportmärkte Australiens werden. Bislang ist der Kohlebergbau des rohstoffreichen Kontinents in erster Linie von japanischen Importen abhängig. Die großen Vorkommen vor allem im Nordosten das Landes lassen aber bei Bedarf eine schnelle Steigerung der Förderung zu. Sollten die deutschen Subventionen wie geplant gesenkt werden, wird die australische Bergbauindustrie die Preise der Ruhrkohle AG trotz langer Transportwege unterbieten können.
Konkurrenz werden die Kohleproduzenten BHP Australia Coal, Arco Coal, Shell Australia und MIM dann allenfalls von US-amerikanischen und kanadischen Firmen zu erwarten haben.
Ein Haupthindernis auf dem Weg zu einem schnellen Vertragsabschluß könnte der mögliche Wunsch deutscher Stahlproduzenten sein, sich in australische Bergbaufirmen einzukaufen. Solche Teilhaben sollen es bislang japanischen Importeuren ermöglicht haben, die australischen Exportpreise durch Insiderkenntnisse extrem niedrig zu halten. Kommen die Verträge zustande, wird dies zu einer noch stärkeren wirtschaftlichen Abhängigkeit Australiens von Exporten fossiler Brennstoffe führen.
Allein die Kohleausfuhr hat bereits jetzt ein Volumen von umgerechnet über 9 Milliarden Mark und macht damit etwa ein Zehntel der gesamten Exporteinnahmen aus. Die Abhängigkeit von Ausfuhren fossiler Brennstoffe hat die australische Regierung auch veranlaßt, bei den internationalen Verhandlungen über die Verminderung von Treibhausgasen eine Bremserrolle einzunehmen. Eric Chauvistre
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen