piwik no script img

Barlach und Goethe

Ein 23jähriger gibt zu: „Lesen tue ich nicht viel, nur Goethe packt mich immer und immer wieder.“Das ist auch im Jahre 1893 eher ungewöhnlich. Daß es sich dabei um den Künstler Ernst Barlach handelt, macht die Sache ausstellungswürdig. Die Faszination, die der Weimarer Geheimrat auf Ernst Barlach ausgeübt hat, wird ab heute mit 150 Zeichnungen, Lithos, Skizzen und literarischen Manuskripten in Wedel dokumentiert.

„Goethe und ...“, das klingt immer ein bißchen wie der letzte Versuch, wenn einem nichts mehr einfällt. Denn solch angesehene Prominenz, die sich obendrein so viel geäußert hat, mag stets eine wohlfeile Folie für konservative Vergleiche und Ausstellungen abgeben. Derartige Spitzen sind in diesem Fall allerdings etwas begründeter als sonst, hat doch Barlach selbst schon 1932 gefragt: „Was ist das mit dem Goethe, muß denn jeder einen haben?“. Für den in Wedel geborenen Dichter/Künstler Barlach jedenfalls war der Weimarer Großgeist zeitlebens Vorbild und Anregung. Das Ernst Barlach Museum nimmt diese Beziehung nicht nur in der Ausstellung auf: Dieses Wochenende wird das Thema in Vorträgen, Lesungen und Performances vertieft. „Triumph der Sinnlichkeit“nennt Ulrich Wildgruber seine Lesung, in der er Goethe vom Sturm und Drang bis zur Klassik in ausgewählten Gedichten, Balladen, Romanauszügen und Hymnen zu Gehör bringt (heute, 20 Uhr). Morgen von 12-15 Uhr wird die Beziehung des Dichters Barlach zu Goethe in drei Vorträgen beleuchtet. Am Sonntag abend schließlich wird in dem Ein-Personen-Stück Ach; Faust! Erinnerung die Geschichte des Faust in einer heutigen Rückschau durchlaufen. Der Burgschauspieler Ignaz Kirchner spielt einen psychisch Kranken, der sich in die Figur des Gelehrten und Magiers zurückträumt.

Hajo Schiff

Eröffnung: heute, 15 Uhr, Ernst Barlach Museum, Mühlenstr. 1, Wedel, bis 25. Mai

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen