: Hoher Einsatz, magerer Gewinn
■ Der Senat subventionierte das Institut für Genbiologische Forschung in Dahlem mit 45 Millionen Mark. Der Profit aber wird dem Schering-Konzern zufließen
Die Hälfte der Kosten spendierte der Staat, doch von den späteren Gewinnen bekommt er fast nichts. Das ist das Ergebnis der zehnjährigen Arbeit des Instituts für Genbiologische Forschung GmbH in Dahlem. Mehr als 45 Millionen Mark investierte der Senat in die Einrichtung, die die gentechnische Manipulation der Kartoffel und anderer Kulturpflanzen erforschte. Auf der Habenseite werden sich demgegenüber nur geringe Beträge ansammeln. „Wenige hunderttausend Mark“, heißt es im Hause von Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU). Die späteren Gewinne wird statt dessen die Schering-Tochter AgrEvo einstreichen.
Der Pharmakonzern Schering und das Land Berlin eröffneten das Institut, an dem sie jeweils 50 Prozent der Anteile hielten, im Jahr 1986. Wie das Land investierte auch Schering etwa 45 Millionen in die Gentechnologie. Zehn Jahre nach der Gründung wurde dem Konzern die Forschung aber zu teuer. Das Institut mit seinen zeitweise 120 MitarbeiterInnen wurde Ende 1996 geschlossen, und der größte Teil der wissenschaftlichen Ergebnisse wurde an den Schering-Ableger AgrEvo verkauft, der Unkrautvernichtungsmittel und genmanipulierte Pflanzen herstellt. AgrEvo kaufte 18 Patente für 1,5 Millionen Mark, wie Radunskis Sprecherin Kerstin Schneider bestätigt. „Die Patente wurden zu Vorzugspreisen verscherbelt“, kritisiert nun Anselm Lange von den Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus. Da das Land sich die 1,5 Millionen Mark noch mit Schering und den beteiligten Wissenschaftlern teilen muß, bleiben für die Staatskasse nur 200.000 oder 300.000 Mark übrig – eine im Vergleich zu den eingesetzten 45 Millionen geringe Summe. Auffällig: Die Wissenschaftverwaltung hat keine Beteiligung an den späteren Gewinnen durchgesetzt, die sich möglicherweise aus den Patenten ergeben. Dieser Profit wird ausschließlich der Schering-Tochter AgrEvo zufließen.
Ein für das Land gewinnbringender Weg wurde nicht beschritten: Statt der kompletten Patente hätte man AgrEvo Lizenzen für die Nutzung verkaufen können, was den Senat am späteren Erlös beteiligen würde. „Wir wollten uns aber nicht auf juristisches Glatteis begeben“, heißt es dazu aus der Wissenschaftsverwaltung. Gegen einen unternehmerischen Umgang mit den Ergebnissen des Instituts sprach für die Beamten vor allem, daß man einen Rechtsstreit mit der Chemiefirma um die Frage voraussah, wem welcher Teil vom Gewinn zustehe. Der Auseinandersetzung wollte man durch den simplen Verkauf der Patente aus dem Wege gehen. Hannes Koch
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