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Im Zeichen der H-Aktie: Hanf goes Wallstreet

■ Die Berliner TreuHanf will bis Sommer 1997 Aktien mit einem Nominalwert von einer Million Mark auf den Markt bringen. An der Börse wird das Wertpapier jedoch nicht erhältlich sein

Im vergangenen Jahr ist das sonst eher börsenscheue deutsche Volk geschlossen zu Aktienexperten geworden: Vor allem dem kleinen Mann auf der Straße war klar, daß der optimistische Rummel um die Einführung der T-Aktie an Betrug grenzen mußte. Trotz schlechter Kritiken hat die T-Aktien- Kampagne es aber doch geschafft, ein Interesse an der Anlageform Aktie zu wecken. Eigentlich hätte sich die Berliner TreuHanf keinen besseren Moment aussuchen können, um sich in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Kommt nach der T- nun die H-Aktie?

Die TreuHanf wurde bislang als GmbH & Co. KG betrieben. Das erschien der Geschäftsführung für die erste Investitionsphase nach dem Fall des Anbauverbotes als die geeignete Rechtsform. Die einkalkulierten Verluste konnten von den Gesellschaftern steuerlich abgesetzt werden. Will eine solche Personengesellschaft ihr Eigenkapital vergrößern, muß sie neue Gesellschafter aufnehmen. Das macht die Kapitalbeschaffung zu einem langsamen und umständlichen Prozeß. Wer hingegen in eine AG investiert, muß nicht Mitglied werden, sondern kauft sich per Aktie einfach ein.

Im Januar wurde die TreuHanf AG formell gegründet. Mit der Emission der Aktien mit einem Nominalwert von insgesamt einer Million Mark soll diesen Monat begonnen werden. Matthias Schillo vom TreuHanf-Geschäftsführer nun zum AG-Vorstand avanciert, rechnet damit, daß noch bis zum Sommer Aktien zur Verfügung stehen werden.

Wie bei der T-Aktie gibt es eine Voranmeldezeit, in der das Interesse der potentiellen Anleger abgeschätzt wird, um den Verkaufspreis der H-Aktien zu ermitteln. An die Börse wird die TreuHanf allerdings nicht gehen.

Die AG werde vor allem versuchen, in Märkte zu dringen, die „dezentral, primitiv organisiert und finanzschwach sind. Das ist vor allem auf dem Bausektor der Fall. Den Einstieg schaffen wir über innovative Rohstoffe.“ Am 21. Februar weihte die TreuHanf ihre erste Fabrik in Zedenick bei Berlin ein. Dort werden Wirrfaservliese hergestellt, die zu Dämmzwecken eingesetzt werden. Mit ihren Naturfaserprodukten setzt sich die TreuHanf zum Ziel, die Produkte der petrochemischen Industrie nicht nur unter Umweltgesichtspunkten auszustechen. Schillo: „Wir werden sie auch preislich unterbieten.“

Als zusätzliches Projekt werden gerade Gelder gesammelt, um eine hanfbetriebene Biogasanlage aufzubauen. Als Abfallprodukt sollen hier, ohne den Einsatz chemischer Zusatzstoffe, sehr reine Fasern anfallen, die sich vor allem für die Papierherstellung eignen. Doch selbst innerhalb der sonst so eingeschworenen Hanflobby ist die Umwandlung der TreuHanf nicht unumstritten. Eva Hodge, Mitbegründerin des Hanf-Museums, schätzt die Lage skeptisch ein: „Mit dem bißchen Fabrikation kann man keine Aktien ausgeben. Die Herstellung von ein paar Isomatten in einer Scheune reicht nicht aus.“

Das sieht Schillo anders. Er geht davon aus, daß H-Aktionäre sich für eine besonders rentable Kapitalanlage entscheiden, von Verlusten will er nun nichts mehr wissen: „Wir machen keine Spielereien, sondern wir bieten eine avancierte Finanzdienstleistung an.“ Dabei unterstreicht er, daß die Gewinnaussichten der Cannabisbranche, anders als etwa bei Windkraftprojekten, nicht von Subventionen abhängig seien. Auf charismatische Werbeträger vom Schlage Manfred Krugs verzichtet Schillo: „Wir investieren in eine Zukunftsbranche, da brauchen wir so jemanden nicht.“ Martin Kaluza

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