: Linker, als die PDS erlaubt
■ Westberliner Linke werfen der PDS Bravheit und Angepaßtheit vor. Forum West will unabhängiges Netzwerk gründen. PDS-Chefin Petra Pau: "Keine Panik."
Die PDS bekommt Feuer aus dem Westen – und zwar von links: „Der Versuch, mit der PDS tragfähige Strukturen der Kooperation aufzubauen, die die Erfahrungen der Westberliner Linken berücksichtigen, ist gescheitert.“ Das erklären Mitglieder des Forum West, einer AG der PDS. Sie wollen heute „umfassend über Chancen des Sozialismus diskutieren“. Eingeladen haben die Radikallinken Dirk Schneider, Thomas Sarzio und Willi Gettel zu einem Vorbereitungstreffen „Linkes Netzwerk“. Ziel sei es, so Schneider, alle Westberliner linken Einzelbewegungen (Ökolinks, Kritische Psychologen, Linke Kommunisten) zusammenzuführen.
Im Einladungsschreiben wird schweres Geschütz gegen die PDS aufgefahren: „Die Mesalliance zwischen der PDS und vielen Westberliner Linken, die mit der Partei zusammenarbeiten wollten, wird dokumentiert durch parteiinterne Abstrafung von Leuten, die mit eigenen Ideen und kritischen Ansätzen auf die Landesführung einzuwirken versuchten.“ Schneider verweist auf seine Erfahrungen. Als „Sektierer, Nörgler und Nestbeschmutzer“ sei er „abgerammt“ worden und letztlich im Februar 1995 aus dem PDS-Landesvorstand ausgetreten. Seine Kritik und die seiner Mitstreiter: Der Führungsstil der PDS gleiche dem der Kommandostrukturen der DDR; die PDS verwerfe jeden Gedanken an eine dem Kapitalismus entgegenstehende Systemalternative; sie versuche gemäß André Brie, in der kapitalistischen BRD anzukommen.
„Die Vorwürfe sind nicht neu, sie kommen alle halbe Jahre wieder“, sagt Petra Pau, die PDS-Landesvorsitzende. Sie habe keine Lust und keine Kraft mehr, sich damit auseinanderzusetzen. Und sie könne nicht erkennen, daß der PDS im Westen die Linken weglaufen. 510 Mitglieder habe man derzeit, in Kreuzberg, der Forum- West-Domäne, sind es 100. Die Gefahr, daß das „Netzwerk“ ein Konkurrenzprojekt zur Kreuzberger PDS werde, sieht Pau nicht. „Ich bin nicht in Panik.“
Petra Pau nimmt heute an einer kommunalpolitischen Konferenz der PDS in Leipzig teil. Dort wird debattiert über Kiezpolitik und um konkrete Projekte. Jens Rübsam
„Netzwerk“-Treffen: heute, 14 Uhr, Dieffenbachstraße 33, 3. Hof
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen