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Der gläserne Bulle

■ Hamburgs Innensenator stellt den bundesweit ersten „Polizeibericht“vor

An Transparenz sei ihm gelegen, sagt er, denn damit erwerbe man Vertrauen. Und dies, aber das sagt er nicht, hat Hamburgs Polizei bitter nötig. Der „Polizeibericht '96“, den Hamburgs Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) gestern vorstellte, zeigt die hansestädtischen Ordnungshüter so, wie der Senator sie sich wünscht: „als lernfähige, lernwillige und dialogbereite Organisation“.

Der 230 Seiten starke Bericht, bundesweit der erste seiner Art, soll die rund 10.000 Mitarbeiter umfassende Hamburger Polizei und ihre Arbeit für Außenstehende erhellen und einen Überblick über die Situation der öffentlichen Sicherheit geben. Wenn damit auch, wie Polizeipräsident Ernst Uhrlau beteuert, „Neuland“betreten wird, so ist der Weg zum „gläsernen Bullen“noch weit. Denn die Broschüre, die sich am Vorbild des Verfassungsschutzberichts orientiert, konzentriert sich darauf, die Arbeitsschwerpunkte der Polizei im vergangenen Jahr – zum Beispiel den Fall Reemtsma oder die Entwicklung der Jugendkriminalität – zu beleuchten und kleine Erfolge selbstredend zu großen zu erklären.

Aber auch der Beitrag eines kritischen Autors ist in dem Bericht enthalten: Der St. Georger Stadtteilaktivist und Journalist Michael Joho darf sich ausführlich mit der Rolle der Polizei im Problemstadtteil hinter dem Hauptbahnhof auseinandersetzen. Zumindest für diesen Beitrag darf gelten, was Uhrlau für den gesamten Bericht reklamieren möchte: „Es gibt nichts Vergleichbares in der Republik.“

Sven-Michael Veit

Den „Polizeibericht '96“gibt–s gratis bei der Polizeipressestelle, Beim Strohhause 31, 20097 Hamburg,

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