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Brutaler Armdreher

■ Fälschlich verdächtigter Algerier nach Polizeibehandlung schwer verletzt

Statt sich wegen falscher Verdächtigung zu entschuldigen, haben Polizisten einen Algerier schwer verletzt. Das ist das Resultat eines Vorfalls am vergangenen Sonntag. Gegen 4 Uhr früh hatte Boüzidi N. eine Disco in der Charlottenburger Mommsenstraße verlassen und war zum Bus gerannt. Mit der Begründung, er sei ein Autodieb, fing die Polizei ihn ein. Obwohl ZeugInnen des Diebstahls seine Unschuld festgestellt hatten, kam es zu einer Auseinandersetzung, bei der dem Algerier der Arm gebrochen wurde.

Daß es sich bei N. nicht um den Gesuchten handelte, gibt auch Polizeisprecher Norbert Gunkel zu. Der Algerier habe sich dann aber geweigert, den Tatort zu verlassen. Die Beamten hätten daher Anzeige gegen ihn erstattet – wegen Widerstand und Beleidigung.

N. schildert den Vorfall anders: Als er auf eine Entschuldigung für die ungerechtfertigte Verdächtigung drängte, habe ein Polizist seinen Arm brutal auf den Rücken gedreht, erregt sich der 31jährige Algerier. Von anderen sei er geschlagen und, schon am Boden liegend, getreten worden. Statt auf seine Schmerzensschreie zu reagieren, hätten ihn die Beamten als „Scheiß-Ausländer“ beschimpft. Seinen Versuch, die Umstehenden als ZeugInnen des Übergriffs zu gewinnen, habe eine Polizistin unterbunden, indem sie ihm den Mund zuhielt. Später in der Polizeiwache sei erst nach einer halben Stunde eine Ärztin hinzugekommen, die zunächst nur eine Blutprobe entnommen habe. Wegen der Verletzung seines Arms habe sie ihm dann geraten, einen Facharzt aufzusuchen. Anschließend habe die Polizei ihn weggeschickt. Im Krankenhaus attestierte eine Ärztin den Bruch des rechten Arms und „multiple Prellungen“. Erst auf einer zweiten Polizeiwache konnte N. Anzeige gegen die Beamten erstatten. Auf der ersten Wache sei dies abgelehnt worden.

Mahmoud Mohammad, Betreuer und Dolmetscher eines Steglitzer Ausländerwohnheims, kennt Boüzidi N. als „korrekten Menschen“. Seit über vier Jahren lebe der Asylbewerber N. in Berlin und habe bisher nie Probleme mit der Polizei gehabt. Polizeisprecher Gunkel wollte wegen der laufenden Ermittlungen nicht Stellung nehmen. Beiden Anzeigen werde nachgegangen. Gereon Asmuth

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