■ Neuzeitliche Passionsspiele auch an diesem Carfreitag wieder ein voller Erfolg: ADAC begeistert: 14 Opfer am Kamener Kreuz!
Gestern wurden mit großen Abschlußveranstaltungen die sechswöchigen bundesweiten Leidenszeitfestspiele 1997 beendet. Den besten Besuch konnte, wie schon in den Jahren zuvor, das ökumenische Car-Freitag-Cruising am Kamener Kreuz (A1/A2) verzeichnen. Der Allgemeine Deutsche Automobil Christenverband (ADAC) spricht in ersten Stellungnahmen von 68.000 Pilgern, die dort in 29.000 Fahrzeugen den Höhepunkt der neuzeitlichen Passionsspiele feierlich begingen.
Die christlichen Kirchen bewerten die massenhafte Teilnahme als „überwältigenden Beweis der Vitalität des Glaubens, aber auch für die innere Reformfähigkeit der Amtskirchen“. Die Entscheidung, „sich modernen Formen zu öffnen, um die Leiden Jesu auch für die heutige Generation im wahrsten Sinne des Wortes ,erfahrbar‘ zu machen“, sei „absolut richtig“ gewesen. Die Pkw-Pilger hätten das Angebot „voll angenommen“.
Pfarrer Bernd Prangbusch von der evangelischen Seitenstreifenpredigerei Unna-Königsborn oblag die Leitung der Kamener Spiele. In Zusammenarbeit mit 250 Beamten der Autobahnpolizei gelang es ihm, die Veranstaltung trotz des riesigen Andrangs „in würdiger Atmosphäre durchzuziehen“. „Die wesentlichen Stationen des Leidensweges“ hätten „hautnah vermittelt“ werden können. Großartig gelungen sei zum Beispiel die „metaphorische Umsetzung des Auftakts der Passion Christi, seine Gefangennahme“. Etwa 8.000 Teilnehmer seien Carfreitag morgen in einem „sechsstündigen Vollstau bis an die Grenzen ihrer Leidensfähigkeit“ gelangt. Lediglich die von gelben Engeln des ADAC für 30 Silberlinge angebotenen, mit Essigessenz aromatisierten Erfrischungstücher hätten für Linderung der Pilgerkörper- und Seelenpein gesorgt.
„Absolutes Highlight“ sei dann der planmäßige abschließende Massenauffahrunfall von 89 Pkw „direkt am Schnittpunkt des Kamener Kreuzes“ gewesen. Zu den schiefen Klängen der auf der Kriechspur lärmenden Popgruppe Selig und ihrem Tophit „Knockin on heavens door“ seien „14 Teilnehmer des Passionswegs Jesu konsequent nach- und zu Ende gefahren“. Ein, so Pfarrer Prangbusch, „total sinnliches, echt spürbares Superevent, das auch den zahlreichen gaffenden Ungläubigen voll durch Mark und Bein“ gegangen sei.
Wegen des großen Erfolges ist Prangbusch von seinen vorgesetzten Dienstherren schon am Abend des Carfreitags mit den Planungen für eine „irre Himmelfahrtsshow mit wahnsinnigen Special Effects“ beauftragt worden. Austragungsort wird wieder das Kamener Kreuz sein. Termin am besten jetzt schon vormerken: Donnerstag, 8. Mai 1997. Beginn: nach Einbruch der Dunkelheit. Eintritt 75 DM, für Kirchen- und/oder ADAC- Mitglieder frei. Fritz Eckenga
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