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Albanien trauert um Ertrunkene

■ Vorwürfe gegen die italienische Marine

Tirana (AFP/rtr) – Mit einem nationalen Trauertag hat Albanien gestern der vermutlich 83 Opfer gedacht, die in der Nacht zum Samstag beim Zusammenstoß eines Flüchtlingsschiffs mit einem italienischen Kriegsschiff in der Adria ums Leben gekommen sind. Präsident Sali Berisha rief die Bevölkerung zu einer Schweigeminute auf und ließ die Fahnen auf halbmast setzen.

In der Hafenstadt Vlora, aus der die meisten Opfer stammten, wurden die Namen der Toten und Vermißten an Mauern angeschlagen. Einige hundert Menschen hielten gestern einen Trauermarsch für die Opfer ab. Bereits am Sonntag hatten in Vlora rund 7.000 Menschen gegen die italienische Regierung demonstriert. Sie machten Rom für das Unglück verantwortlich. Das Kriegsschiff soll das Flüchtlingsboot vorsätzlich gerammt haben.

Der albanische Außenminister Arjan Starova bezeichnete in einer Rede vor dem Parlament von Tirana das Vorgehen des italienischen Kriegsschiffs als illegal und forderte die Einschaltung Tiranas in die Untersuchungen über den Unfallhergang.

Unterdessen stimmte das Parlament in Tirana der OSZE-Mission für Albanien zu. Der UN-Sicherheitsrat hatte der Entsendung einer multinationalen Schutztruppe in der Nacht zum Samstag mit 14 Stimmen grünes Licht erteilt.

Das Mandat der bis zu 5.000 Mann starken Schutztruppe beträgt zunächst drei Monate. Die ersten Kontingente sollten Anfang dieser Woche eintreffen. Italien soll den militärischen Teil der Mission leiten. Rumänien will sich mit 400 Soldaten an der geplanten Schutztruppe beteiligen. Griechenland will bis zu 700 Soldaten abstellen. Österreich bestätigte am Samstag seine Teilnahme, auch Frankreich und Spanien sollen Einheiten bereitstellen. Deutschland lehnt eine Beteiligung an den militärischen Operationen ab, sagte aber humanitäre Hilfe zu.

Bericht Seite 9, Kommentar Seite 10

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