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Putzige Zeiten

■ Aktion „Sauberes Hamburg“: Die CDU bläst zum Stadtreinemachen

Daß die Zahl der SpaziergängerInnen sich umgekehrt proportional zu den Hundehaufen auf dem Gehsteig verhält, ist irgendwie logisch. Andererseits auch nicht, denn jemand muß die Hunde ja Gassi führen, und so kommt auf jedes Tier mindestens ein Mensch, der dann den Weg säubern muß.

Bei Graffitti ist das anders. Irgendjemand sprüht, und die CDU muß es wegmachen. Heute, am Sonnabend, schrubbt Ole von Beust um 13.30 Uhr die Sprayfarbe von der Krugkoppelbrücke in Winterhude. Seine ParteigenossInnen sind derweil an zehn weiteren Plätzen zur „Aktion Frühjahrsputz“unterwegs. Denn „Sauberkeit und äußeres Erscheinungsbild sind ein wesentlicher Standortfaktor“, wissen die Christdemokraten. Und zwar „sowohl für das Image als Wirtschaftsstandort als auch für die Identifikation der Bewohner mit ihrer Stadt“.

Die HamburgerInnen stören sich besonders am Hundedreck auf ihren Straßen, hat die CDU in einer Umfrage herausgefunden. 89 Prozent der Befragten beschwerten sich darüber. 73 Prozent monierten außerdem die schmutzigen Parks, auf dem dritten Platz stand der schlechte Zustand von Bussen und Bahnen. Beim Putzen helfen würden nur 25 Prozent.

Wenn der gröbste Dreck nach diesem Wochenende trotzdem beseitigt ist, will eine CDU-Projektgruppe „Sauberes Hamburg“Forderungen erarbeiten, wie Hamburg reiner wird und bleibt. Dazu gehören auch „Möglichkeiten zur Graffittientfernung und -vermeidung“, obwohl keiner der Befragten Sprühereien an Brückenwänden eklig fand.

Aber irgendwie ist es ja verständlich, daß Ole von Beust und seine Partei sich nicht völlig nach dem Massengeschmack richten. Denn das hieße laut Umfrage: Tütchen zücken und Hamburgs Gehwege vom Hundekot befreien.

Judith Weber

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