Das Portrait
: Der oberste Graue Wolf ist tot

■ Alparslan Türkes

Er wird ein Staatsbegräbnis bekommen. Alle formulieren herzergreifende Beileidsbekundungen – der Staatspräsident, der Ministerpräsident, die Oppositionsführer. Alparslan Türkes, der Führer der faschistischen Bewegung der Türkei, erlag in der Nacht zum Samstag 80jährig einem Herzinfarkt.

„Der Führer ist tot!“ titeln türkische Zeitungen. Der ehemalige Ministerpräsident und selbsternannte Chef der türkischen Sozialdemokratie, Bülent Ecevit, rühmt die Verdienste von Türkes um den „Atatürkismus“ und „Laizismus“. Ein Faschist, politisch verantwortlich für Tausende Tote, wird in allen Ehren zu Grabe getragen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Türkes Anhänger der türkischen Faschisten, die für eine Kriegsteilnahme auf seiten Nazi- Deutschlands eintraten und ein großtürkisches Reich bis nach China errichten wollten. Bekannt wurde der Oberst, als 1960 seine Stimme im staatlichen Rundfunk den Militärputsch verkündete.

Ab Mitte der 60er Jahre wirkte Türkes als Politiker. Seine „Nationalistische Aktionspartei“ stand für Terror gegen linke Intellektuelle und Gewerkschafter. Die Türkes treu ergebenen „Idealistenverbände“ und „Grauen Wölfe“ stellten die Killerkommandos. Zur Anerkennung verhalf Türkes der konservative Süleyman Demirel, der ihn Ende der 70er Jahre in die Regierungen der „Nationalistischen Front“ aufnahm.

Nach dem Militärputsch 1980 verbrachte Türkes fast fünf Jahre in Haft. Doch die Ultra-Nationalisten, die er großgezogen hatte, machten Karriere in den legalen Parteien. Ein Fünftel der türkischen Abgeordneten der Rechtsparteien kommen aus der „Bewegung“ des Obersten. Das Scheitern der „Nationalistischen Aktionspartei“ bei den letzten Parlamentswahlen an der Zehnprozenthürde schmälerte den Einfluß Türkes' nicht. Die derzeitige Außenministerin Tansu Çiller warb um ihn ebenso wie Oppositionsführer Mesut Yilmaz. Er stand nicht außerhalb des politischen Systems, sondern konstituierte es mit. Auch der Mörder Abdullah Catli, der Anfang November bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam und im Auftrag des damaligen Innenministers Mehmet Agar „geheime Operationen“ durchführte, hat Türkes' Schule durchlaufen. Der Hitler-Verehrer hat ein Staatsbegräbnis ehrlich verdient. Ömer Erzeren