: Häuser denken
■ Das Symposium „Hautlabor“diskutiert Berührungen von Architektur und Kunst
Aus den Gesten des Redners errechnet ein Computerprogramm Skulpturen: Die elektronischen Techniken ermöglichen eine körperbezogene, neue Unmittelbarkeit in der Konstruktion von Räumen. Solche Demonstrationen gehören zum Angebot des zehntägigen Kunstprojekts Hautlabor, veranstaltet von der Hamburger Hochschule für bildende Künste und der Kölner Kunsthochschule für Medien.
Im neunten Stock des Rohbaus des Hanseatic Trade Centers auf der Kehrwiederspitze werden „neue Strategien im Grenzbereich von Architektur und Kunst“gesucht. Angesichts der Bedrohung des Architekturstudiengangs an der Hochschule für bildende Künste und der Realisierung meist nicht besonders innovativer Bürobauten, soll die geballte Vernetzung der Künste gedankliches Neuland erobern. In über 30 Vorträgen, Workshops und Experimenten werden künstlerische Individualität und nüchterne Baunotwendigkeit wieder enger zusammengeführt werden.
Auf tausend Quadratmetern finden getanzte Körpermeldungen zu Paul Virilio ebenso Platz wie praktische Vorstellungen neuer Baumaterialien für „intelligente Fassaden“oder die Transformation eines Pavillions für die Weltausstellung Expo 2000 in die Datennetze. Um trotz der erwünschten Grenzenlosigkeit der Kreativität zu Ergebnissen zu kommen, wird täglich um 18 Uhr die Tagesarbeit in einem Report erfaßt, bevor am Abend Diskussionsrunden, Filme, Performances und Parties stattfinden.
Einer der Höhepunkte wird neben dem Wiedersehen mit der Gruppe Knowbotic Research vor allem das Laborgespräch über den Film Out of the Present am 18. April sein. Nach der Vorführung des Films von Andrei Ujica über die Gefühle der Sojus-Besatzung im All während des Endes der UdSSR wird die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen Paul Virilio und dem Regisseur vom 4. April gezeigt. Im Anschluß daran wird der französische Philosoph per Standleitung in eine Diskussion einbezogen, die Siegfied Zelinski, Direktor der Kunsthochschule für Medien Köln, leiten wird.
Hajo Schiff
Eröffnung: Morgen, 11 Uhr, mit dem Vortrag: „Die Haut als Haus“von Claudia Benthien. Ab 20 Uhr Eröffnungsparty mit Präsentation von Internet-Kunst durch Cornelia Sollfrank und „Thermoperformance“von Mario Ramiro. Am Sandtorkai 77, 9.OG, bis 19. April
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen