: Kein Frühling bei neuen Jobs
■ DGB streitet für mehr Beschäftigung
Berlin (taz) – 200.000 Arbeitslose weniger als im Vormonat zählte die Bundesanstalt für Arbeit (BA) im März. Die Arbeitslosigkeit habe im vergangenen Monat jedoch allein aus den üblichen jahreszeitlichen Gründen abgenommen, sagte der Präsident der Bundesanstalt, Bernhard Jagoda, gestern in Nürnberg. Im März ist die Zahl der Erwerbslosen auf 4,477 Millionen zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote sank auf 11,7 Prozent. Dies ist für diesen Monat dennoch ein Nachkriegsrekord.
Der Arbeitsplatzabbau geht inzwischen weiter, auch in den Dienstleistungsberufen. Einen ausgesprochen starken Anstieg von 26 Prozent mehr Erwerbslosen registrierten die Arbeitsämter bei den Gesundheitsberufen. Diese Branche galt bislang immer als zukunftsträchtig.
Mit einem Appell für konkrete Vereinbarungen im Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit hat gestern in Berlin der zweitägige Beschäftigungsgipfel des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) begonnen. DGB-Vorstandsmitglied Michael Geuenich betonte zum Auftakt des Treffens, das Problem der steigenden Arbeitslosigkeit sei „nicht mit Patentrezepten“ zu lösen. „Diesem im Kern gesellschaftlichen Problem können wir nur gemeinsam über vielfältige Maßnahmen zu Leibe rücken.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Scharping forderte neue Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit. Beispielsweise könne der Staat den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherungsbeiträge übernehmen, wenn Langzeitarbeitslose eingestellt würden.
Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) nannte die Aussage, daß es nicht mehr genug Arbeit für alle gebe, „blanken Zynismus“. Arbeitgeberverband-Chef Dieter Hundt erklärte, ein Problem in Deutschland seien die sinkenden Investitionen aus dem Ausland. Dies liege auch an der Besteuerung. Einig waren sich alle Seiten darüber, daß die Lohnnebenkosten in Deutschland gesenkt werden müßten. Barbara Dribbusch
Berichte und Interview Seite 4
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