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■ CDU-Spitze gegen Wehrmachtsausstellung in FrankfurtSichtbarer Bodensatz

Am Sonntag wurde in der Frankfurter Paulskirche die umstrittene Wehrmachtsausstellung eröffnet, und eine erneute Konfrontation von Befürwortern und Gegnern der Ausstellung kündigte sich an. Nein, die Demonstration nahm keine bayerischen Dimensionen an (etwa ein Dutzend rechtsgerichteter Demonstranten protestierte am Montag vor der Paulskirche). Doch es lohnt, die Haltung der Lokalpolitiker näher unter die Lupe nehmen.

Während Frankfurts Kulturdezernentin Reisch (SPD) noch die Entscheidung verteidigte, die Ausstellung in der Paulskirche zu zeigen, glänzten die Frankfurter CDU-Politspitzen (so die Oberbürgermeisterin Petra Roth) ebenso wie die hessische CDU- Politprominenz durch Abwesenheit. Begründung: Die Ausstellung sei einseitig.

Diese Haltung ist enttäuschend, denn es handelt sich hier nicht etwa um stramme bayerische Konservative, die sich gegen die Ausstellung mit dem Vorwurf sträuben, die Wehrmacht werde hier in allgemeiner Weise als verbrecherische Organisation eingeordnet. Sind die hessischen CDU-Spitzen also doch nicht die liberalen Politiker, als die sie sich selbst oft genug geben?

Ignatz Bubis gehörte neben Hessens Ministerpräsident Eichel und Ausstellungssponsor Reemtsma zu den Rednern der Eröffnungsveranstaltung. Bubis plädierte dafür, einen „Mythos“ in bezug auf die deutsche Geschichte auszuräumen, nämlich daß die Nazi- Verbrechen lediglich von Angehörigen der SS beziehungsweise der Einsatzgruppen begangen wurden. Doch scheinbar kann die Frankfurter Lokalpolitik die Fehler, die bereits in der bayerischen Landeshauptstadt gemacht wurden, nicht vermeiden. Ein oft postulierter sachlicher Umgang mit den Fakten findet hier nicht statt, und es drängt sich die Frage auf, ob solch eine Vorgehensweise bei der Betrachtung der Nazi-Vergangenheit überhaupt möglich ist.

Sicher, hier spielen noch immer emotionale Gesichtspunkte eine Rolle. Doch sollte dieser Aspekt nicht als Ausrede benutzt werden, die dunkle Seite der Wehrmacht unbeleuchtet zu lassen. An die Stelle wachsender Polarisierung sollte eine stärkere Diskussionsbereitschaft treten. Denn nur so kann dieses Kapitel deutscher Geschichte bewältigt werden; man kann Reemtsma nur beipflichten, wenn er sagt, daß jemand „in dem Glas einmal herumrühren“ müsse, damit „der Bodensatz sichtbar“ werde. Dies ist im heutigen Deutschland nach wie vor notwendig. Stephan Schlüter

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