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S-Presso bleibt erhalten

Ein Jahr S-Presso-Dienst in der S7: Verkauf von Kaffee und belegten Brötchen geht weiter. Aber 40 von 180 MitarbeiterInnen droht die Entlassung  ■ Von Ralf Südhoff

Die Berliner können auch künftig in der S7 Kaffee schlürfen und Baguettes verspeisen. Der S-Presso-Dienst macht weiter. Die S-Bahn-Gesellschaft ermöglicht dies, indem sie sich voraussichtlich ab Juni finanziell an der Beschäftigungsmaßnahme beteiligen wird. Allerdings können wahrscheinlich nicht alle 140 MitarbeiterInnen übernommen werden.

Heinz-Albrecht Lüpkes, Abteilungsleiter im Arbeitsamt V, bestätigt die noch inoffizielle Einigung: „Der Grundkonsens steht: Der Service wird weiterhin vom Senat und dem Arbeitsamt gefördert und von der S-Bahn künftig als Dienstleistung bezahlt.“ Das von dem gemeinnützigen Verein Vita gegründete S-Presso-Projekt wird hierzu in einen privaten Arbeitsförderbetrieb umgewandelt. Der Senat subventioniert solche Firmen drei Jahre lang mit bis zu 25.000 Mark jährlich pro Arbeitnehmer. Die Arbeitsämter werden zudem Beschäftigungshilfen für die zuvor Langzeitarbeitslosen geben. Lüpkes: „Wir schießen etwa die Hälfte des künftig nach Tarif bezahlten Lohnes dazu.“ In welcher Höhe sich die S-Bahn-Gesellschaft beteiligen wird, steht jetzt im Mittelpunkt der Verhandlungen.

Die 140 S-Presso-MitarbeiterInnen können also wieder hoffen, nachdem ihre im März abgelaufenen Verträge zunächst nur bis Ende Mai verlängert wurden. Die Sprecherin der Senatsverwaltung für Arbeit warnt aber vor zu hohen Erwartungen: „Alle Verkäufer werden wohl nicht bleiben können“, sagt Regina Kneiding. Bisher bezuschussen Senat und Arbeitsämter den Service mit gut acht Millionen Mark jährlich. „Ab Juni werden die Mittel nur für gut 100 Beschäftigte reichen“, schätzt Heinz-Albrecht Lüpkes.

Die S-Presso-VerkäuferInnen, die seit März vergangenen Jahres die S7 von Potsdam nach Ahrensfelde betreuen, müssen weiter subventioniert werden, weil der Snackverkauf nur etwa zehn Prozent der Kosten wieder hereinholt. „Der Verkauf war aber immer nur Mittel zum Zweck“, sagt Projektleiterin Gabriele Bernhard. Sie ist deshalb zufrieden: „Es geht vor allem um die Betreuung und Sicherheit der Fahrgäste, und das wird sehr gut angenommen.“

Neben Essen und Getränken haben die S-Presso-Mitarbeiter auch Fahrpläne, Tips für Touristen und eine hilfreiche Hand für S-Bahnnutzer mit schwerem Gepäck zu bieten. Per Funkgerät können die Teams, die werktags von etwa 6 bis 23 Uhr in jeder S7 von Waggon zu Waggon gehen, jederzeit Hilfe holen. Die Fahrgäste seien dafür dankbar, sagt Bernhard: „Wir erhalten täglich Zuschriften, daß wir unbedingt weitermachen sollen.“

Einige der zunächst 165 MitarbeiterInnen hatten allerdings auch Schwierigkeiten, sich an das Dienstleistungsgeschäft zu gewöhnen und auf Menschen zuzugehen. 25 der vorher Langzeitarbeitslosen sind daher im Laufe des ersten Jahres ausgeschieden. „Die allermeisten sind aber hochmotiviert“, meint Leiterin Bernhard und verweist auf einen Krankenstand von nur neun Prozent, weit besser als im öffentlichen Dienst.

Bernhard hofft deshalb, daß sie bald wieder mit 165 MitarbeiterInnen rechnen und den Service noch ausweiten kann. Die S3 und die S5 werden bereits teilweise mitbedient. Künftig werden die VerkäuferInnen in roten Jacken ihre Trollis auch am Wochenende durch die Wagen schieben. Langfristig wird das aber nur zu machen sein, wenn S-Presso rentabler wird. Doch das kann dauern, wie die Betreiber selbst zugeben. Vita-Geschäftsführer Norbert Lassek: „Um kostendeckend zu werden, brauchen wir mindestens noch fünf Jahre.“

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