: Betr.: Chronik der Geiselnahme
17. 12. 1996: Während eines Festes stürmt ein MRTA- Kommando die Residenz des japanischen Botschafters in Lima und nimmt über 600 Geiseln. Noch in der selben Nacht werden alle Frauen freigelassen, auch die Mutter des peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori. Die MRTA fordert die Freilassung ihrer 400 in peruanischen Gefängnissen einsitzenden Gefangenen.
18. 12.: Fujimori bestimmt mit dem Erziehungsminister Domingo Palermo einen farblosen Befehlsempfänger zum Regierungsbeauftragten in Sachen Geiselnahme.
21. 12.: Fujimori meldet sich zum ersten Mal seit der Besetzung der Residenz zu Wort und fordert die bedingungslose Kapitulation der MRTA.
22. 12.: Die MRTA läßt gegen zehn Uhr abends 225 Geiseln frei.
26. 12.: In den frühen Morgenstunden explodiert eine Bombe auf dem Gelände der Residenz. Verletzt wurde niemand. Warum es zur Explosion kam, ist bis heute noch unklar.
31. 12.: Pressekonferenz bei der MRTA. Während eines Fototermins an den Mauern der besetzten Residenz gehen einige JournalistInnen in die Residenz hinein. Die MRTA nutzt die Gunst der Stunde zu einer improvisierten Pressekonferenz.
1. 1. 1997: Sieben Geiseln werden freigelassen. Es bleiben noch 74 Geiseln in der Residenz.
18. 1.: Die Garantiekommission wird gebildet, um Verhandlungen zwischen Regierung und MRTA zu beobachten. Der Kommission gehören an: der Bischoff Luis Cipriani, der kanadische Botschafter Anthony Vincent und der Repräsentant des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, Michael Mining.
22. 1.: Polizisten werfen Steine über die Mauer der Residenz.
27. 1.: Polizeiparade mit Panzerfahrzeugen vor der Residenz. Die Spezialeinheiten provozieren und tun so, als wollten sie stürmen. Die MRTA gibt Warnschüsse ab.
1. 2.: In Kanada verspricht Fujimori dem japanischen Ministerpräsidenten Ryutaro Hashimoto, daß es keine weiteren Provokationen mehr geben und weiterhin an einer friedlichen Lösung der Krise gearbeitet wird.
11. 2.: Die „Vorverhandlungen“, die mögliche Verhandlungen zwischen Regierung und MRTA vorbereiten sollen, beginnen.
17. 2.: Die Besetzung der Residenz des japanischen Botschafters ist die längste Guerilla-Aktion ihrer Art in Lateinamerika. Die Besetzung der Botschaf der Dominikanischen Republik in Bogotá (Kolumbien) durch ein Kommando der M-19 im Jahr 1980 dauerte nur 61 Tage.
20. 2.: Der Kopf des MRTA- Kommandos, Nestor Cerpa Cartolini, kommt zum ersten Mal zu den Vorverhandlungen. Zuvor war sein Stellvertreter, Rolly Rojas, immer allein gekommen.
3. 3.: Kuba würde den MRTA- Aktivisten politisches Asyl geben, falls diese das wollten. Die MRTA lehnt die Ausreise ab.
6. 3.: Die MRTA bläst die Gespräche mit der Regierung ab, da diese einen militärischen Angriff durch einen Tunnel plane.
12. 3.: Auch nach zehn Verhandlungssitzungen sind sich beide Seiten nicht nähergekommen. Wann die nächsten Verhandlungen stattfinden bleibt offen.
15. 3.: Die Garantiekommission trifft sich mit der MRTA ohne Regierungsvertreter Domingo Palermo. Es kann aber nicht verhandelt werden.
21. 3.: Die Dominikanische Republik erklärt sich bereit, der MRTA Asyl anzubieten. Die Garantiekommission veröffentlicht eine Erklärung, in der sie einen Kompromiß anmahnt.
27. 3.: 100 Tage Geiselnahme.
19. 4.: Der peruanische Innenminister und der Polizeichef treten von ihren Posten zurück.
22. 4.: Um 15.30 Uhr Ortszeit stürmen Sondereinheiten der Marine und der Luftwaffe die Residenz. Sämtliche 14 MRTA- Mitglieder sowie eine Geisel und zwei Soldaten sterben.
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