piwik no script img

Havel für ,Heimat Europa‘

■ Beifall für Tschechiens Präsidenten vom Bundestag nach seiner Rede

Bonn/Prag (AP/taz) – Zum gemeinsamen Bau der „Heimat Europa“ in Frieden und Freiheit hat der tschechische Präsident Václav Havel gestern im Bundestag aufgerufen. Deutschland und Tschechien trügen dabei große Verantwortung. Die von den Parlamenten angenommene Versöhnungserklärung sei kein Zauberstab. Sie zeige jedoch den guten Willen beider Länder. Havel bat, den Begriff Heimat zeitgemäß als offene Struktur zu interpretieren. „Europa sollte viel deutlicher zur Heimat unserer gemeinsamen Werte werden.“ Der Präsident und einstige Bürgerrechtler sprach auf Einladung von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth als erster Vertreter des demokratischen tschechischen Staates vor dem Bundestag und Bundesrat. Bundespräsident Roman Herzog will Ende April in Prag zu den Vertretern von Parlament und Senat sprechen.

Das Eintreten für Europa solle nicht durch Differenzen belastet werden, die auf Ereignisse vor langer Zeit beruhten und nicht ungeschehen gemacht werden könnten. „So wie das heutige Deutschland nicht in der Lage ist, die Zehntausende tschechischer NS-Opfer ins Leben zurückzurufen und uns in die Zeit vor 1938 zurückzuführen, wo Tschechen, Juden und Deutsche bei uns zusammenlebten“, so Havel, „so wenig kann die heutige Tschechische Republik den vertriebenen Deutschen ihr altes Zuhause zurückgeben.“ Süssmuth würdigte zu Sitzungsbeginn unter Beifall den mutigen politischen Einsatz Havels. Ranghohe Vertreter der Föderation der jüdischen Gemeinden in Tschechien haben zuvor abgelehnt, Staatspräsident Havel nach Bonn zu begleiten. Auf diese Weise wollten sie ihrer Unzufriedenheit mit der Lösung der Frage der Holocaust-Opfer Ausdruck geben, sagte Tomas Kraus, Sekretär der Föderation der jüdischen Gemeinden, der tschechischen Nachrichtenagentur CTK.Siehe Seite 10

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen