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Mit stoischer Ruhe mitten im Wasser

■ Die vier hölzernen „Männer auf Bojen“sind aus dem Winterquartier zurück – jetzt stehen sie wieder in Hamburgs Flüssen und irritieren die BesucherInnen

Kaum werden die Sonnenstrahlen wärmer, tauchen an Elbe, Alster und an der Bill' nicht nur SpaziergängerInnen wieder auf, sondern auch die einzigen vier Hamburger Kunstwerke, die sich regelmäßig in den Winterschlaf zurückziehen. Gleich den Schwänen überwintern die „Vier Männer auf Bojen“von November bis März warm und trocken. Ab April dann schaukeln sie in stoischer Ruhe auf den Wellen.

Seit vier Jahren markieren die vier Männer mit weißem Hemd und schwarzer Hose die vier Hamburgtypischen Wassersituationen: den kleinen, kanalisierten Fluß, den innerstädtischen See, den ruhigen Strom und den offenen, dem Meere zugewandten Schiffahrtsweg. Alle vier Statuen sind grob aus einem Eichenstamm gehauen und bemalt; nur in ihrer Armhaltung unterscheiden sie sich. Wie eine Art überpersönliche Platzhalter besetzen sie die in Hamburgs Geschichte und Gegenwart so wichtigen Wasserstraßen. Distanziert-freundlich und etwas norddeutsch-gelangweilt beobachten sie, wie alles so seinen Gang geht.

Sie haben einen „offenen Ausdruck, von dem aus alle Zustände möglich sind“, sagt ihr Schöpfer Stephan Balkenhol. Der Künstler, 1957 im hessischen Fritzlar geboren, hat lange in Hamburg gelebt und hier an der Hochschule für bildende Künste von 1976 bis 1982 beim minimalistischen Steinbildhauer Ulrich Rückriem studiert. Seit 1992 ist er selbst Professor an der Akademie in Karlsruhe.

In seinen Arbeiten im öffentlichen Raum strebt er eine „Hochzeit von Skulptur und Ort“an, eine Hochzeit von Selbstverständlichem und Unerwartetem. Dabei überraschen Figuren und Tiere an fremden Orten oder in unüblichen Dimensionen: In Frankfurt etwa durchwimmeln 57 Pinguine das Museum für Moderne Kunst.

„Ich will alles auf einmal“, sagt Stephan Balkenhol, „eine schöne, stille, bewegte, viel- und nichtssagende Figur.“Balkenhol will aus Gegensätzen zu einem konzentrierten Objekt kommen. „Die Figur soll über sich hinauswachsen, über sich und andere Dinge erzählen.“Das scheint für Hamburg zumindest gelungen. Mehr als einmal wurde die Polizei gerufen, weil da auf der Elbe ja wohl offensichtlich ein Mann in Seenot sei.

Einfach ist eine solche Kunstarbeit nicht zu installieren. Da die Elbe eine internationale Wasserstraße ist, mußte die Kunstboje auf allen Seekarten verzeichnet werden. Zudem ist für die zwei Elb-Männer das Amt für Strom- und Hafenbau zuständig – und dessen Einwilligung zu erhalten, war in der Planungsphase die schwierigste Aufgabe. Aber auch ohne die tatkräftige Hilfe und den jährlich zweimaligen Einsatz der Stadtmeisterei hätte das Projekt weder realisiert noch auf Dauer installiert werden können.

Heute sind die vier „Boys“eine vielbeachtete Sehenswürdigkeit: Einer zeigt sich den Passagieren der Hadag-Schiffe, die von den Landungsbrücken nach Finkenwerder fahren, bei Övelgönne; der Wassermann in der Süderelbe ist aus der S-Bahn zu beobachten – östlich von den Harburger Brücken; in der Nähe der Gurlitt-Insel dümpelt einer auf der Alster; und auch in der Idylle des Bergedorfer Serrahn, eines Bille-Teichs, fühlt sich einer wohl.

So hat es eine in Fachkreisen geschätzte Kunst geschafft, populär zu werden. Selbst die Taxifahrer reden davon und zerbrechen sich den Kopf, ob das denn wohl Kunst sei. Doch selbst hier, wo die rheinische Leichtigkeit fehlt, sich einfach zu freuen, hat man sich im Schabernack der Figuren bemächtigt: Wassersportler statten sie schon mal mit Schlips oder einer knallgelben „Südwester“-Kapuze aus.

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