: Im Oklahoma-Prozeß packt der Kronzeuge aus
■ McVeigh habe sich zum Jahrestag des Sturms auf Waco am FBI rächen wollen
Denver (AFP/taz) – Im Prozeß um den Sprengstoffanschlag von Oklahoma City ist der Hauptangeklagte Timothy McVeigh von einem früheren Armeekameraden schwer belastet worden. McVeigh habe mit dem Attentat einen „allgemeinen Aufstand“ in den USA provozieren wollen, sagte Michael Fortier am Montag den Richtern in Denver im US-Bundesstaat Colorado. McVeigh habe ihm anvertraut, daß er das Attentat genau am Geburtstag des Sturms auf die Davidianer-Sekte in Waco plane. Er habe sich dafür rächen wollen, daß die FBI-Verantwortlichen aus dem Bürogebäude von Oklahoma City den Befehl zum Angriff auf Waco gegeben hätten.
In Waco hatten Polizisten am 19. April 1993 ein von Sektenmitgliedern besetztes Gelände gestürmt und in Brand gesetzt. Dabei waren 81 Menschen getötet worden. Bei dem Anschlag von Oklahoma City genau zwei Jahre später wurden 168 Menschen getötet und über 600 verletzt.
Fortier teilte nach eigenen Angaben die regierungsfeindliche Haltung McVeighs und war über seine Pläne informiert. McVeigh habe ihn bei der Vorbereitung des Attentats um Hilfe gebeten, er habe das jedoch ausgeschlagen, sagte der 28jährige vor Gericht. Im Verlauf der stundenlangen Befragung gab der Hauptzeuge der Anklage zugleich zu, daß er mit der Justiz eine Absprache getroffen habe. Danach solle er gegen McVeigh aussagen und bekomme deshalb eine weniger hohe Strafe wegen Mitwisserschaft. Laut US- Gesetz drohen ihm 23 Jahre Haft.
Auch die Schwester McVeighs hatte nach einem Deal mit der Justiz bereits gegen ihren Bruder ausgesagt. Der 29jährige, dem bei einer Verurteilung voraussichtlich die Todesstrafe droht, beteuert seine Unschuld.
Fortier ging nach eigenen Angaben gemeinsam mit McVeigh zu dem Bundesgebäude, auf das der Anschlag verübt wurde. McVeigh habe mit dem Finger auf das Haus gezeigt und dabei gesagt: „Das ist es.“ Weiter habe McVeigh ihm berichtet, daß die Bombe gegen elf Uhr hochgehen solle, wenn sich alle auf die Mittagspause vorbereiteten. Angesprochen auf die möglichen Opfer, habe er nur erwidert, sie seien Teil des „Reichs des Bösen“.
Gegen den zweiten mutmaßlichen Täter, den 42jährigen Terry Nichols, soll später getrennt verhandelt werden. Beide Angeklagten gelten als Rechtsextreme. Ihre rechtsextreme Gesinnung und ihr Haß auf die Bundesbehörden waren laut Anklage die Motivation für den Anschlag. Die Entscheidung über McVeigh liegt bei zwölf Geschworenen – sieben Männern und fünf Frauen –, deren Identität geheimgehalten wird.
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