: Ruhrgebiet glänzt mit erstem Öko-Baumarkt
■ Marktführer Obi experimentiert im westfälischen Hamm mit neuem Konzept
Essen (taz) – Alles in Obi. Wirklich alles? Ökologische Baustoffe waren in Bau- und Heimwerkermärkten des bundesdeutschen Marktführers, dessen Umsatz vergangenes Jahr erstmals über die Fünf-Milliarden-Mark-Grenze kletterte, eher vereinzelt im Sortiment zu finden. Das soll anders werden: Auf dem Gelände des Öko-Zentrums NRW in Hamm will Obi einen neuartigen ökologisch ausgerichteten Baumarkt eröffnen.
Obi-Vertriebsleiter Herbert Krämer zum Projekt: „Ökologisches Bauen ist längst keine Nische mehr, sondern ein Wachstumsmarkt.“ Nach Befragungen wird bis zur Jahrtausendwende der Markt für ökologische Bauleistungen um jährlich etwa 25 Prozent steigen.
Einen reinen Ökomarkt wird Obi aber auch in Hamm nicht präsentieren. Zu den 40.000 Produkten, die es ab Herbst 1998 in dem neuen Baumarkt geben wird, zählt auch das normale Sortiment. Herbert Krämer: „Dazu gibt es dann immer die entsprechenden ökologischen Alternativen.“ Über diesen Weg wolle man „normalen Obi-Kunden“ die Öko-Produkte näher bringen. Um dabei ökologischen Ansprüchen gerecht zu werden, läßt Obi alle Baustoffe von den Mitarbeitern des Ökozentrums unter die Lupe nehmen.
Mit der Fachmesse Innobau, auf der alle ausgestellten Produkte klar deklariert werden, hat sich das Ökozentrum als Clearingstelle Kompetenz erworben. Sprecher Thomas Bauer kennt aber die Grenzen: „Bei den Bohrmaschinen gibt es derzeit nur Modelle mit PVC-Ummantelung.“ Auf den Verkauf dieser Allzweckwaffe aller Heimwerker könne ein Baumarkt aber nicht verzichten.
Ökofreunden will Obi den Weg nach Hamm mit einem besonderen Entree versüßen: „Wir gehen davon aus, daß wir mit unserer Nachfragemacht bei den Zulieferern alle Ökoprodukte zum gleichen Preis anbieten können“, hofft Vertriebschef Krämer. Noch müssen Bauherren im Schnitt 15 Prozent mehr für die ökologischen Alternativen bezahlen. Gleichzeitig plant Obi, Hersteller für eigene ökologische Produktreihen zu gewinnen. Neu im Angebot sind bereits Küchen aus Massivholz und Dämmstoffe aus Schafswolle.
Beim nordrhein-westfälischen Landesverband des BUND sieht man dem Obi-Projekt mit gemischten Gefühlen entgegen. Umweltreferent Jörn Lutat: „Es ist schön, wenn auch große Ketten ihre Produktpaletten ökologisieren, aber es bleibt abzuwarten, wie ökologisch das gesamte Sortiment wird.“ Fatal wäre es, wenn etablierte Öko-Baustoffhändler durch Obi vom Markt verdrängt würden. Ralf Köpke
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