Neue Großbank entsteht

■ Bankgesellschaft Berlin will sich zum Jahresende mit Norddeutscher Landesbank zusammenschließen

Hannover (taz) – Zu einem neuen Bankkonzern, der nach der Deutschen Bank der zweitgrößte der Bundesrepublik würde, wollen sich noch dieses Jahr die Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) und die Bankgesellschaft Berlin zusammenschließen. Auf ein Konzept, das auf eine Eingliederung der Nord/LB in die Bankgesellschaft Berlin hinausläuft, hat sich der Strategieausschuß der Eigentümer der beiden Banken geeinigt. In Anwesenheit der Regierungschefs von Niedersachsen und Berlin, Gerhard Schröder (SPD) und Eberhard Diepgen (CDU) empfahl der Ausschuß am Montag den Vorständen beider Geldinstitute, Vertragsverhandlungen aufzunehmen, die bis zum Jahresende abgeschlossen sein sollen.

Ein Sprecher der Staatskanzlei in Hannover betonte zwar gestern, daß das neue Geldinstitut seinen Sitz in Hannover und Berlin haben werde und die beiden Städte auch Namensgeber der Bank würden. Nord/LB und Bankgesellschaft Berlin teilten gestern allerdings mit, daß die bisherige Rechts- und Organisationsstruktur der Bankgesellschaft nur um die Nord/LB erweitert werden solle und die Bankgesellschaft auch „die Koordinations-, Steuerungs- und Kontrollfunktion für den Gesamtkonzern übernehmen“ werde. Diese Muttergesellschft soll künftig für die Felder Investmentbanking und das Großkunden- und Auslandsgeschäft allein zuständig sein. Nur ihre Privatkunden-, Firmen- und Immobiliengeschäfte sowie Geschäfte mit der öffentlichen Hand sollen die Nord/LB und die drei in der Berliner Bankgesellschaft zusammengeschlossenen Institute auch als Konzerntöchter selbständig weiterbetreiben können.

Der niedersächsische Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye wollte gestern nicht ausschließen, daß es im Zuge des Zusammenschlusses zur Privatisierung von Nord/LB-Anteilen durch das Land Niedersachsen kommt, das immer noch 40 Prozent der öffentlich- rechtlichen Landesbank in Hannover besitzt. Jürgen Voges