: Das 11. Kabarettfestival
Dicke Hornbrille, leichtes Übergewicht und schlampiges Outfit – das sind die phänotypischen Attribute von Josef Hader, der am Freitag abend das 11. Kabarett-Festival auf Kampnagel eröffnete. Mal brachialer, mal subtiler Humor – das sind die kabarettistischen Attribute, mit denen er die einen verzückt, die anderen verstört. So auch in seinem autobiographischen Soloprogramm Privat.
Haarklein beschreibt Hader die Wirrungen seiner Psyche, wie er mit der eigenen Nachgeburt verwechselt wurde oder wie er in die Wiener Abwasserrohrwelt eintaucht und entdeckt, daß diese von Hundertwasser ausgemalt ist. Er unterhält sich mit Exkrementen, Lemmingen und Baumteilen, gewinnt im Wortspielstreit gegen den Teufel und erzählt auch sonst vieles so, als würde er sich auf einem LSD-Trip zu Alice im Wunderland befinden.
Viele fanden diese Mischung aus William S. Burroughs und Harald Schmidt so komisch, daß sie ständig und laut ihrer Freude Ausdruck verliehen. Diejenigen aber, die das von Kammerspiele-Intendant Ullrich Waller einleitend versprochene politische Kabarett erwarteten, wurden hier nicht bedient. Für Hader sicherlich ein Erfolg. Denn nur Polarisierung kann der als Schnitzeltester im KinoerfolgIndien zu Ruhm gelangte Österreicher mit Privat im Sinn gehabt haben. So wurde es immerhin zum besucherstärksten Kabarettsolo aller Zeiten – ob das fürs Programm oder gegen das Publikum spricht, muß die Nachwelt entscheiden.
Jan Freitag
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