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BASF verschleiert Studie und beherrscht den Markt

■ Pharma-Tochter in den USA soll 13,5 Milliarden Mark Schadenersatz zahlen

Berlin/San Francisco (taz/rtr) – Schadenersatz in Höhe von rund 8 Milliarden US-Dollar (13,5 Milliarden Mark) will der Anwalt Barry Himmelstein von der BASF und ihrer US-Pharmatochter Knoll erstreiten. Die Unternehmen sollen für Verluste aufkommen, die US-Bürgern dadurch entstanden sind, daß sie über viele Jahre hinweg Knolls teures Präparat Synthroid gegen Schilddrüsenunterfunktion geschluckt haben. Eine Studie der Universität San Francisco bescheinigt billigeren Mitteln mit demselben Wirkstoff die gleiche Heilkraft.

Die marktbeherrschende Knoll AG hatte Betty J. Dong, die wissenschaftliche Leiterin des Forschungsvorhabens, sieben Jahre lang gezwungen, die Studie unter Verschluß zu halten. Als Auftraggeberin hatte Knoll eine entsprechende Klausel in den Vertrag mit Dong eingefügt. Anwalt Himmelstein trommelt nun möglichst viele der acht Millionen Patienten mit der Schilddrüsenkrankheit zusammen. Immerhin 84 Prozent von ihnen haben jahrelang zum teuren Synthroid gegriffen. Wäre die Studie schon 1990 veröffentlicht worden, wäre Knoll heute wohl nicht der Beherrscher des 600-Millionen-Dollar-Marktes. Betty Dong zufolge hätten die Schilddrüsenkranken 356 Millionen Dollar jährlich gespart, wenn nur noch die Hälfte der Rezepte über das Knoll- Mittel ausgestellt worden wäre.

Die BASF in Ludwigshafen hält die geforderten 8 Milliarden Dollar Schadenersatz für „grotesk“ überhöht. Schon Anfang April hatte Knoll-Firmenpräsident Carter Eckert sein Unternehmen freigesprochen: „Wir haben von Anfang an richtig gehandelt und lediglich eine ausgewogene wissenschaftliche Auseinandersetzung unterstützt.“ Grund der jahrelangen Verdunklung der Forschungsergebnisse seien die unzuverlässigen Methoden gewesen, die Dong angewendet habe. Fachzeitschriften, bei denen die Wissenschaftlerin ihre Studie veröffentlichen wollte, haben ihr eine saubere Arbeitsweise attestiert. phg

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