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Vertriebene kritisieren Versöhnungsdokument

■ Sudetendeutsche und Ostpreußen gegen Deutsch-Tschechische Erklärung

Nürnberg (AP) – Offenen Unmut haben die Vertriebenen auf ihren traditionellen Pfingsttreffen am Wochenende gegen die Vertreter der Bundesregierung gerichtet. Bei der Veranstaltung der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Nürnberg wie auch bei den Ostpreußen in Düsseldorf ernteten die Bundesminister zum Teil ebenso Pfiffe und Buhrufe wie die Vertreter der Oppositionsparteien. Bei den Sudetendeutschen stieß vor allem die Zustimmung der Bonner Parteien zum deutsch-tschechischen Vertrag auf Protest, weil darin die Vertreibung nicht klar als Verbrechen verurteilt werde.

Insgesamt nahmen in Nürnberg, Düsseldorf und bei den Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl an Pfingsten über 100.000 Menschen an den Kundgebungen teil. In Nürnberg stellte sich trotz scharfer Kritik der Sudetendeutschen auch der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber klar hinter die deutsch-tschechische Aussöhnungserklärung. Dennoch erhielt der CSU-Politiker für seine Rede auf dem Pfingsttreffen der Landsmannschaft am Sonntag starken Beifall, während Bundesbauminister Klaus Töpfer und Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer ausgebuht wurden. Stoiber bezeichnete das Dokument als große Chance und rief dazu auf, den Inhalt mit Leben zu füllen.

Der Sprecher der Volksgruppe, Franz Neubauer, verurteilte die Erklärung als Versuch, den Sudetendeutschen einen „Totenschein“ auszustellen. Mit vereinzelten Pfiffen und Buhrufen wurde auch Bundespostminister Wolfgang Bötsch am Sonntag auf dem Deutschlandtreffen der Ostpreußen empfangen. Vor mehreren zehntausend Teilnehmern verteidigte der CSU-Politiker in Düsseldorf die Osteuropapolitik der Bundesregierung und appellierte an den Versöhnungswillen Rußlands, Polens und Tschechiens. Sprecher der Ostpreußen bekannten sich in ihren Reden zum „Frieden in Wahrheit und Gerechtigkeit“. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm Gottberg, sagte: „Wir werden nicht lassen von diesem schönen Land.“ Vor den Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl forderte der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Carl-Dieter Spranger, am Sonntag die rumänische Regierung auf, den Siebenbürger Sachsen die Entscheidung zum Dableiben zu erleichtern.

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