: Ikone von Kopf bis Fuß
■ Alles Quatsch – Ein Abend mit Marlene Dietrich im Schmidt Theater
Endlos lange Beine, die Stimme rauchig, der Blick geheimnisvoll: So liebte das Publikum die Schauspielerin und Sängerin Marlene Dietrich. Mit ihrer Rolle als verruchte Tänzerin Lola Lola in Josef von Sternbergs Film Der blaue Engel wurde sie 1930 schlagartig berühmt. Fast ebenso schlagartig verließ sie daraufhin Deutschland.
Hollywoold feierte sie als die Entdeckung des Jahrhunderts und stilisierte sie mit Federboa, Zigarettenspitze und Handschuhen zur Femme fatale mit dem harten deutschen Akzent. Spröde und anziehend zugleich, blieb die Dietrich bis heute der Inbegriff des Vamps: eine erotisch attraktive und kalt berechnende Frau.
Dem Mythos Marlene Dietrich wollen Nico Rabenald (Regie) und Martin Lingnau (musikalische Leitung) jetzt nachspüren. Alles Quatsch! Ein Abend mit Marlene Dietrich nennen sie ihre Produktion, die heute im Schmidt Theater Premiere hat. Die Show möchte Einblicke hinter die Fassade von Glamour und Kult gewähren und das menschliche Gesicht der Diva zeigen, die vor fünf Jahren in Paris 90jährig gestorben ist. Kerstin Marie Mäkelburg spielt die Dietrich und singt natürlich ihre berühmten Filmmelodien.
Das Lied, mit dem sich die Dietrich zum Star katapultierte, dürfte dabei sicherlich nicht fehlen: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Neben „Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht?“und der „Feschen Lola“ist diese Komposition von Friedrich Hollaender zu ihrem Markenzeichen geworden. Die Beine aufreizend übereinandergeschlagen, einen Zylinder schräg auf die blonden Locken gedrückt, so ist sie als männerumschwärmte kühle Schönheit mit androgynem Touch in die Filmgeschichte eingegangen.
Nico Rabenald inszeniert nach Flora, die rote Gefahr und Das Geheimnis der Irma Vep jetzt zum dritten Mal im Schmidt, Martin Lingnau zeichnete im Tivoli bereits für die musikalische Leitung der Operette Im Weißen Rössl und der Kinorevue Oscar! verantwortlich. Man darf gespannt sein, ob es den beiden gelingt, dem Mythos Marlene tatsächlich noch eine neue Facette abzugewinnen. Statt historische Vollständigkeit zu beanspruchen, verlegen sie sich aufs Innenleben. Die Phantasien, Träume und Ängste einer zur Femme fatale stilisierten Frau sollen im Mittelpunkt der Soloshow stehen. Karin Liebe
Premiere: Do, 22. Mai, 20 Uhr, Schmidt Theater
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