Kommentar: Zivilisiertes Bremen
■ Debatte um Wehrmacht läßt Hoffen
Das durfte man nicht unbedingt erwarten zum Auftakt der heiß diskutierten Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht. Es siegte die zivlisierte Form des Umgangs. Die Fäuste, die vielleicht in so mancher Tasche geballt gewesen sein mochten, blieben stecken.
Friedliches Sit-In der Neo-Nazi-Feinde vor dem Theater am Goetheplatz, keine NPD-verdächtigen Ausstellungs-Gegner weit und breit, sachliche Worte bei der Eröffnungsveranstaltung. Die Bremer Justiz hatte der NPD-Demonstration einen Riegel vorgeschoben. Ob in der Begründung gerechtfertigt oder nicht, letztlich hat man so Münchner Verhältnisse in Bremen verhindert.
Die CDU mault zwar weiter über die angebliche Einseitigkeit der Ausstellung. Letztlich sind sich aber auch Christdemokraten der Bedeutung der durch die Schau ausgelösten Diskussionen bewußt. Die SPD hat den Ausstellungsort Rathaus durchgesetzt, die CDU hat ihr Rahmenprogramm und die Warntafel vor der Tür bekommen.
Diese Kleinigkeiten muten zunächst banal an. Aber sie sind auch Zeichen. In keiner Stadt sei die Debatte über die Ausstellung so gründlich geführt, seien so tiefgreifende Beiträge in der örtlichen Presse erschienen, lobten die Hamburger Ausstellungsmacher. Das tut Bremen wohl. Vielleicht ist die hiesige Diskussionskultur, die so oft ins Schwatzhafte abrutscht, ja doch ein Zeichen für eine zivilen Gesellschaft. Joachim Fahrun
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