: 95 Millionen, trotzdem kein Zuschlag
■ RSE/Stadtwerke gewinnen Poker um Bremische
Im Poker um die Bremische wächst der Geld-Haufen auf dem Spieltisch. Die Beamtenbaugesellschaft (BBG) und ihre Mutterfirma WCM haben sich mit einem neuen Gebot von 95 Millionen Mark am späten Freitagabend in letzter Minute erneut an die Spitze des Bieterfeldes gesetzt. Dennoch dürfte der Senat heute dem Zweitplazierten, der Allianz von Stadtwerken und Rinteln-Stadthagener Eisenbahn (RSE) den Zuschlag erteilen, obwohl WCM-Vorstand Günter Vollmann gegenüber der taz beteuert, „notfalls noch mal nachlegen“zu wollen. Außerdem werde man die 90 Millionen Mark direkt nach Vertragsabschluß auf den Tisch des Finanzsenators legen.
Auch RSE/Stadtwerke haben ihr Freitags-Gebot von 85,5 Millionen Mark für die 49,9 Prozent der Bremischen noch mal um fünf Millionen Mark aufgestockt.
Die CDU-Fraktion beschloß gestern nach Angaben von Sprecher Guido Niermann, daß beide Angebote als gleichwertig anzusehen seien. RSE/Stadtwerke wollten zusätzliche Aktivitäten der Wohnungsverwaltung nach Bremen ziehen. Das gleiche den Preisvorteil der Beamtenbau wieder aus Nun müsse der Senat heute entscheiden. Weil sich aber die SPD laut Sprecherin Irmela Körner auf RSE/Stadtwerke festgelegt hat, bleibt die hamburgisch-bremische Verbindung Favorit.
Günter Vollmann, Chef der Beamtenbau (4.700 Wohnungen in Bremen) und im Vorstand der Mönchengladbacher Mutterfirma WCM fühlte sich vom Senat „nicht gut behandelt“. Irritiert sei er, daß sich Finanzsenator Ulrich Nölle (CDU) schon am Freitag auf RSE/Stadtwerke festgelegt habe. Zudem entspreche es nicht dem normalen Verlauf eines Bietungsverfahrens, wenn sofort nach Eingang der Gebote diese auf die Mark genau in der Presse veröffentlicht würden.
Seine Firma wolle den Standort Bremen ebenfalls stärken, ein Arbeitsplatzabbau durch Zusammengehen von Beamtenbau und Bremischer werde es nicht geben. Man sei besonders an dem laut Vollmann nicht ausgelasteten Projektplanungsbereich der Bremischen interessiert. Die WCM besitze 40.000 Quadratmeter Grundstücke der Bremisch-Hannoverschen Eisenbahn, die von Bremen aus entwickelt werden könnten.
Auch Mieterhöhungen, um die Investition wieder reinzuholen, seien nicht notwendig, sagte Vollmann. Für WCM sei der Wohnungs sektor das langfristige Rückgrat. Das Geld, mit dem die 90 Millionen finanziert würden, stamme aus dem ertragreichen Beteiligungssektor.
Das wird in Bremen aber eher als Einwand gegen die BBG gesehen. Die WCM suche nur nach einer steuermildernden Anlagemöglichkeit für ihre Gewinne, hieß es.
jof
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