piwik no script img

Shoppen und lesen im Polizeihaus

■ Pläne für die Zeit nach der Polizei, vorgestellt im Beirat Mitte: Zentralbibliothek wäre optimal, aber noch gibt es viele Hürden

Alle lieben diese Idee: Das alte Polizeihaus am Wall wird mit Geld eines privaten Investors in ein Einkaufszentrum mit Restaurants, Büros und edlen Wohnungen verwandelt. Als Magnet sorgt die neue Zentralbibliothek für den Zustrom des Volkes und erleichtert den Händlern den Start. Der Beirat Mitte stimmte gestern in die Lobeshymnen für das Konzept des Investors Zech-Bau mit ein.

Doch noch ist es nicht soweit mit dem neuen Leben auf halbem Weg zwischen Innenstadt und Ostertor. Denn noch besitzt Zech nicht einmal die Immobilie, die die Polizei 1999 räumen will. Ob Zech den Zuschlag bekommt, ist nicht ausgemacht. Entschieden wird im Juli. Denn die Weser-Wohnbau hat dem Vernehmen nach mit zehn Millionen Mark zwei Millionen Mark mehr geboten als Zech. Ihr Konzept, neben einigen Läden überwiegend kleine Wohnungen ins Polizeihaus zu bauen, wird aber zumindest im Bauressort abgelehnt. Offiziell ist auch über den Standort für eine Zentralbibliothek noch nicht entschieden, obwohl auch Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) die Pläne befürwortet. So fährt Zech bei seinem auf 60 Millionen Mark geschätzten Projekt noch zweigleisig, wie am Montag abend im Beirat Mitte deutlich wurde.

Die eine und zur Zeit offizielle Planung sieht vor, in einem Neubau im Innenhof des Polizeihauses Parkdecks für Autos, Läden und Büros unterzubringen. In Variante zwei zieht die Bibliothek auf 6.000 qm Fläche im ersten und zweiten Stock des Neubaus. „Das reicht uns“, sagte Bibliotheksleiterin Barbara Lison-Ziesow. In beiden Fällen sollen sich die rund 15.000 Quadratmeter Fläche um einen offenen Innenbereich herumgruppieren, wo Stände allerlei Gastronomisches anbieten sollen. Oberhalb des dritten Stockwerks soll ein Glasdach den öffentlichen Bereich überspannen, darüber sollen Luxuswohnungen entstehen.

In jede der heutigen Amtsstuben zieht ein Laden, bauliche Details sollen erhalten werden: „Eine Chance für viele Existenzgründer“, sagt Ortsamtsleiter Robert Bücking. Laut Gottfried Zantke aus dem Bauressort könnten 300 bis 400 Leute in dem Komplex Arbeit finden. Die Mieten dürften erschwinglich sein, weil der Betreiber des Zentrums ein Interesse an einem attraktiven Angebotsmix habe. Und die Bibliothek sorge für den notwendigen Zulauf zum Start. Im Grundstücksamt gibt es Bedenken, sich schon jetzt auf das Polizeihaus als neue Bibliothek festzulegen. Argument: Wenn es im vorhinein klar wäre, daß ein solventer öffentlicher Mieter einzieht, hätten sich möglicherweise mehr Anbieter an der Ausschreibung für das Polizeihaus beteiligt und könnten das Verfahren anfechten. jof

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen