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Einfach zur See schicken

■ Knast statt Politik: Bürgerschaftsdebatte zur Situation von Jugendlichen

„Es gibt kriminelle Energien in der Gesellschaft, die Sie mit noch so guter Erziehung nicht wegkriegen“, sagte CDU-Hardliner Karl-Heinz Ehlers gestern in der Bürgerschaft. Statt die straffällig gewordenen Jugendlichen mit „zweifelhaften“Pädagogen auf Reisen zu schicken, gehörten sie weggesperrt, denn Fälle wie Crash-Kid Dennis müßten begreifen, „wo ihr Freiraum Grenzen hat“.

Die CDU sieht sich mit ihrer Forderung in bester Gesellschaft. Bürgermeister Hennig Voscherau (SPD) hatte zum Wahlkampfauftakt geschlossene Heimunterbringung gefordert und an Zeiten erinnert, wo die 16jährigen einfach zur See geschickt und „anständig“zurückkamen. „Nichts anderes sind die Jugendreisen“, hielt Jutta Biallas (GAL) gestern dagegen. Die GAL war es auch, die das Thema „Situation der Jugendlichen in den Stadtteilen“zur Aktuellen Stunde angemeldet hatte. Und damit der CDU eine Vorlage lieferte, die Probleme der jungen Generation für ihren Wahlkampfschlager Innere Sicherheit zu mißbrauchen. Denn schon bald ging es in der Debatte nicht mehr um Jugendpolitik, sondern um Jugendknast.

„Wen immer Sie wegschließen, Sie müssen ihn irgendwann wieder rauslassen“, appellierte SPD-Fraktionsvize Jan Ehlers, der dereinst als Jugendsenator die geschlossenen Heime abgeschafft hatte, an die Vernunft von CDU und Voscherau gleichermaßen. Mauern lösten keine Probleme. In der vielzitierten Shell-Studie sei doch vor allem eines deutlich geworden: „Die Jugendlichen haben dieselben Werte wie wir, sie wollen Arbeit und haben Angst vor Arbeitslosigkeit.“Hier müsse man ansetzen.

Silke Mertins

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