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Nigeria droht mit massiven Angriffen

■ Sierra Leones Militärmachthaber lassen 300 gefangene nigerianische Soldaten frei, nachdem Nigeria Luftangriffe angedroht und seine Eingreiftruppe verstärkt hat. Ausländische Kritik an Nigeria wächst

Freetown/Berlin (AFP/rtr/taz) – Nigeria hat gestern seine Truppen in Sierra Leone massiv verstärkt, um die vor zehn Tagen per Putsch an die Macht gekommene Militärregierung des Landes doch noch zu stürzen. Augenzeugen berichteten von der Landung mehrerer Militärhubschrauber mit nigerianischen Soldaten auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Freetown. Der nigerianische General Victor Malu, Oberkommandierender der westafrikanischen Eingreiftruppe Ecomog im benachbarten Liberia, bestätigte, daß neue Angriffe vorbereitet werden für den Fall, daß der am Montag geschlossene Waffenstillstand nicht halte.

Am Dienstag abend hatte das nigerianische Militär sogar Luftangriffe auf Freetown in Aussicht gestellt. Ein erster Versuch Nigerias, die vor zehn Tagen gestürzte Zivilregierung Sierra Leones mit Gewalt wieder einzusetzen, war in der Nacht zu Dienstag gescheitert.

Die sierraleonischen Kämpfer ließen gestern mittag die von ihnen gefangengenommenen 300 nigerianischen Soldaten und 13 Offiziere wieder frei, um einen Vorwand für neue Angriffe zu beseitigen. Die freigelassenen Soldaten berichteten, sie hätten sich ergeben, weil sie nach Sierra Leone gekommen seien, um Frieden zu stiften und nicht, um gegen die Menschen dort zu kämpfen.

Das harte Vorgehen Nigerias wird von mehreren Staaten kritisiert. Ghana hat sich distanziert und schickte gestern seinen stellvertretenden Außenminister und seinen Generalstabschef zu Verhandlungen nach Freetown. Der Präsident von Burkina Faso, Blaise Compaoré, meinte, die Einigkeit der westafrikanischen Staaten gegen den Putsch erlaube diesen nicht, einen Gegenputsch zu veranlassen. Gefragt, ob die USA Nigeria unterstützten, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums in Washington am Dienstag: „Wir unterstützen die Wiederherstellung der zivilen Regierung. Wir hoffen, daß dies durch Verhandlungen mit den Rebellen erreicht werden kann. Wir haben keine Position direkter Unterstützung für die Nigerianer eingenommen.“

Auf Fragen nach der völkerrechtlichen Legitimität des nigerianischen Vorgehens antwortete Nigerias Armeesprecher Godwin Ugbo am Dienstag in Lagos, es gebe keine Moral in der Außenpolitik. Ein förmliches Eingreifmandat sicherte sich Nigeria schließlich in der Nacht zu gestern beim Gipfeltreffen der in Simbabwe tagenden „Organisation für Afrikanische Einheit“ (OAU). D.J.

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