: Optimistische Verwalter des Verfalls
EKZ Altona bald zwangsversteigert, aber Immobilienfonds gibt nicht auf ■ Von Heike Haarhoff
„Die Zukunft des Einkaufszentrums Altona ist gesichert.“Karsten Strampe, Sprecher des Geschlossenen Immobilienfonds EKZ Altona, strahlt. Nach jahrelangem Leerstand, Pleiten und Konkursen habe man nunmehr „verläßliche Mieter“gefunden, die dem unansehnlichen Büro-Beton-Klotz „Frappant“in der Großen Bergstraße zu neuem Leben verhelfen sollen.
Ab dem 1. Januar 1998 werde „der gesamte Bürotrakt“des EKZ – mit 8.000 Quadratmetern so groß wie eineinhalb Fußballplätze – an einen „öffentlich-rechtlichen Träger aus dem Bereich Arbeit“vermietet. „Wir sind's nicht“, rufen allerdings aus einem Mund Arbeitsamt und Arbeits-Behörde.
Auch für den brachliegenden Gastronomie-Bereich sei Rettung in Sicht, orakelt Strampe. „Wir haben einen Betreiber gefunden, der im Herbst '97 eröffnen wird.“Zudem habe die Karstadt AG als letzte verbliebene Hauptmieterin ihre Pläne, das EKZ zu verlassen, auf Eis gelegt. „Der Vertrag läuft bis 2003.“Was, fragt Strampe, soll da noch schiefgehen?
Alles, sagt das Altonaer Amtsgericht: „Das Verfahren zur Zwangsversteigerung läuft.“„Umfangreiche Ermittlungen“zur Wertbestimmung des Schachtelgebäudes mit seinen unattraktiven, weil dunklen und teils asbestverdächtigen Räumen seien nötig. Doch im Herbst könne der 70er Jahre-Bau unter den Hammer kommen.
Die Hauptgläubigerbank, die Süddeutsche Bodencreditbank AG Hypothekenbüro, hatte die Versteigerung im Juli 1996 beantragt und mit „Schwierigkeiten mit dem Eigentümer“begründet. Alle Bemühungen sind offenbar gescheitert, das EKZ für rund 130 Millionen Mark in den Besitz eines geschlossenen Immobilienfonds zu überführen. Kapital-Anleger wurden und werden verzweifelt gesucht.
Inzwischen warnt selbst die Hamburgische Notarkammer vor dem Erwerb von Fonds-Anteilen. Wegen der hohen Steuervorteile fänden geschlossene Immobilienfonds zwar häufig großen Anklang, sagt Geschäftsführerin Gertrud Pranger. Doch böten sie „keinerlei gesetzlichen Anlegerschutz“. Die Anlageform sei „im Grundsatz unverkäuflich“; entsprechend hoch seien Finanzierungs- und Ertragsrisiko. Die Liquidität anderer Anleger sei „häufig ungewiß“, die Erwartung an Mieteinnahmen überzogen.
Das muß selbst Karsten Strampe bestätigen: Der Anfang 1996 eröffnete „Kultur-, Tanz- und Erlebnispark“Metropolis mußte bereits im April 1997 wieder dichtmachen. Geschäftsführerin Christiane Fritz hinterließ 10.000 Quadratmeter verwaiste Kneipen, Discos und Restaurants, unbezahlte Rechnungen und das sichere Gefühl, daß auch künftige Gastronomie-Konzepte scheitern werden.
Städtische Hilfe zur Wiederbelebung des Altonaer Sorgenkinds Einkaufszentrum ist nicht in Sicht, bedauert die Stadtentwicklungsbehörde: „Der Bezirk hat keinen Antrag auf Revitalisierungsmittel gestellt.“
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