: Studi-Jobbörse vor dem Aus
■ Finanzverwaltung will Eigenverwaltung der studentischen Jobbörsen abschaffen. Begründung: Auch in Berlin soll die bundeseinheitliche Regelung gelten
Die studentischen Arbeitsvermittlungen Tusma und Heinzelmännchen befürchten das Aus ihrer Jobbörsen. Anlaß ihrer Besorgnis: Ihnen soll die Eigenverwaltung der studentischen Steuerkarten künftig untersagt werden. Tusma und Heinzelmännchen hatten bisher, neben der Arbeitsvermittlung, auch die Steuerabrechnungen für die jobbenden Studenten ans Finanzamt übernommen. 15.000 Studenten pro Jahr finden durch diesen Service nicht nur einen Job, sondern finanzieren so auch ihr Studium.
Diese Praxis, die seit 1948 existiert und nur für Berlin gilt, soll nun auf Beschluß der Bundesfinanzbehörden aufgehoben und denen der anderen Bundesländer angepaßt werden. Die Finanzdirektion Berlin teilte der Tusma in einem Schreiben mit, daß die Sonderregelung des Steuerabzugs vom Arbeitslohn einer gesetzlichen Grundlage entbehre und nicht weiter toleriert werden könne.
Von heute bis Freitag will die Finanzverwaltung darüber beraten, ob die bisher praktizierte Regelung aufgehoben wird. Referatsleiter Holger Borkamm betonte gestern, daß es sich „um ein Verwaltungs- und kein politisches Verfahren“ handele.
Sollte die Berliner Regelung der der übrigen Bundesländer angepaßt werden, befürchten Tusma und Heinzelmännchen das Aus. „Dann können wir dichtmachen“, so der Tusma-Vorstandsvorsitzende Kazim Karadag. Doch soweit will er es nicht kommen lassen. Wenn die Finanzverwaltung hart bleibt, so Karadag weiter, „werden wir klagen“. Karadag weiß die Asten der Freien und Technischen Universität hinter sich. Der Leiter der Heinzelmännchen, Fred Hamann, kritisiert, daß die studentischen Arbeitsvermittlungen bereits jetzt finanzielle Schwierigkeiten hätten. Außerdem seien die Jobangebote für Studenten mit der Einführung des Rentenversicherungsbeitrages im letzten Jahr zurückgegangen.
Die studentischen Arbeitsvermittler argumentieren, daß eine Abschaffung ihres Lohnsteuersystems vollkommen unsinnig sei. Sie verweisen auf die Vorteile der bestehenden Praxis: Nicht nur die Studenten, sondern auch die Arbeitgeber profitierten von diesem Service, weil er für alle Beteiligten eine enorme zeitliche und verwaltungstechnische Entlastung bedeute. „Nur durch unsere Arbeit nehmen die Finanzbehörden Steuern ein, die aus kurzfristigen Arbeitsverhältnissen stammen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Weiter argumentieren Tusma und Heinzelmännchen, daß „diese Arbeitsverhältnisse zumeist so kurzfristig sind, daß sich kein Arbeitgeber die Mühe machen würde, eine Steuerkarte auszufüllen“. Karen König
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen