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Kirche und die Welt

■ Politisch-irdische Interventionen

Preußens Pastoren waren noch Staatsbeamte. Bis 1918 propagierte die evangelische Kirche das „Bündnis von Thron und Altar“. Die katholische Kirche sah sich dagegen immer gegenüber Rom verantwortlich, was ihr unter anderem von Bismarck den Verdacht der Illoyalität einbrachte. Nach dem Ende der DDR war es umgekehrt: Katholische Laien drängten in politische Ämter; Protestanten hielten sich zurück, um im politischen Alltagsgeschäft nicht korrumpiert zu werden.

Teile der evangelischen Kirche engagierten sich jedoch stark in den neuen sozialen Bewegungen der BRD. Sie trugen die Friedensbewegung gegen die Nato-Nachrüstung 1983 mit. Die katholischen Bischöfe und Laienorganisationen pochten hingegen auf Zurückhaltung.

Das katholische Milieu glaubte lange an das „C“ in der CDU: 1980 riefen die Oberhirten zur Kanzlerwahl des CSU- Katholiken Franz Josef Strauß auf. Eine so eindeutige Parteinahme hat es von der EKD nie gegeben. Andererseits verbietet die katholische Kirche ihren Pfarrern, politische Ämter anzunehmen. Das sehen die Protestanten lockerer: Im Bundestag sitzen neun evangelische Pastoren oder Diakone.

Zu vielen Fragen haben die Kirchen gemeinsame Erklärungen herausgegeben: Organtransplantation, wirtschaftliche und soziale Lage, Schutz des Sonntags, Bewahrung der Schöpfung, Schutz der Ehe und des ungeborenen Lebens. Große Unterschiede zeigen sich bei den Fragen der Gleichberechtigung der Frau und der Debatte um den § 218. Wo die katholische Kirche die Abtreibung kategorisch ablehnt, akzeptieren Protestanten das Selbstbestimmungsrecht der Frau.

Die Einführung der Militärseelsorge in den neuen Ländern wurde von der katholischen Kirche begrüßt; von den evangelischen Landeskirchen eher kontrovers diskutiert, bis ein Kompromiß zwischen Treue zum Staat und zum Glauben erreicht war. Gegen das Schulfach „Lebenskunde, Ethik, Religion“ (LER) in Brandenburg klagen beide Kirchen vor dem Bundesverfassungsgericht. bpo

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