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400 AEG-Jobs bleiben

■ Firma Hagenuk kauft Handyfabrik in Moabit. 185 Arbeiter zur Umschulung

Obwohl der französische Matra-Konzern die Firma AEG Mobile Communication (AMC) in Moabit jetzt verkauft, muß er 3,6 Millionen Mark Fördermittel nicht an das Land zurückzahlen. Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) verzichtet auf diese Summe, um die Fortführung der Handyfertigung durch den neuen Besitzer, die Kieler Firma Hagenuk, zu unterstützen. Das Geld habe Matra nicht beseite geschafft, sondern es sei in die Modernisierung der Anlagen an der Sickingenstraße investiert worden, sagte Pieroths Sprecher gestern.

Hagenuk, Hersteller von Mobiltelefonen und Telekommunikationsanlagen, will von den heute noch 600 Jobs etwa 300 in der Handyproduktion erhalten. Zu „langfristigen Zusagen“ über die Zahl der Arbeitsplätze sei der Kieler Betrieb aber nicht bereit, erklärte AEG-Betriebsrätin Gabriele Schreiber.

Den zweiten Geschäftsbereich von AMC, die Produktion von Funkanlagen, will Matra selbst mit 115 Beschäftigten fortführen. Die übrigen 185 ArbeiterInnen sollen in einer Beschäftigungsgesellschaft umgeschult werden, die zum großen Teil Matra zwei Jahre lang finanziert. Das Ziel der Umschulung ist bislang noch unbekannt, ebenso die genaue Ausgestaltung des Sozialplans. Matra gibt die Handyfertigung in Berlin auf, weil der Konzern in Frankreich eine weitere Produktionsstätte betreibt. Dorthin sollen die Kapazitäten verlagert werden.

Der Investor Hagenuk (1.100 Beschäftigte, 400 Millionen Mark Umsatz 1996/97) war selbst vor einiger Zeit in Schwierigkeiten. Der Markt für Handys ist hart umkämpft. Die Preise gehen unter anderem deshalb in den Keller, weil die Netzbetreiber wie die Telekom, Mannesmann und E-plus die Telefone zeitweise an ihre KundInnen verschenkten. Die Netzbetreiber wollten sich damit gegenseitig wirtschaftlich das Wasser abgraben. An Hagenuk sind jetzt mit rund 63 Prozent Firmen aus Singapur, Hongkong, Malaysia und Großbritannien beteiligt. Hannes Koch

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