: Allianz und die Nazis
■ Versicherungskonzern erteilte Forschungsauftrag an US-Historiker
München (AFP) – Die Allianz- Versicherung hat den US-Historiker Gerald D. Feldman mit einer unabhängigen Studie zur NS-Vergangenheit des Konzerns beauftragt. Wie das Unternehmen gestern in München mitteilte, soll Feldman bis Ende 1998 „die Aktivitäten der Allianz während der späten Weimarer Republik und im Dritten Reich“ untersuchen und ein Buch darüber schreiben. Ein Themenkomplex sei auch die Rolle der Allianz bei der zwischen Deutschland und Israel ausgehandelten Wiedergutmachung für Holocaust-Opfer nach dem Zweiten Weltkrieg. Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle bekräftigte, der Versicherungskonzern wolle „diese notwendige Klärung der Unternehmensgeschichte“ und werde alles tun, um seine Arbeit zu erleichtern. Feldman ist Direktor des Zentrums für deutsche und europäische Studien an der Universität Berkeley in Kalifornien.
Der Spiegel hatte Anfang Juni berichtet, daß deutsche Versicherungsgesellschaften unter der Führung der Allianz SS-Betriebe, Häftlingsbaracken, Materiallager und Fuhrparks in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern versicherten. Die Unternehmen der SS seien wie ganz normale Kunden behandelt worden. Allianz-Vorstand Herbert Hansmeyer räumte ein, das Unternehmen sei „dem Holocaust bedenklich nahe gekommen“.
Ende März hatte der US-Anwalt Edward Fagan im Namen von rund 200 Holocaust-Opfern Kollektivklage gegen sieben europäische Versicherungsgesellschaften erhoben, die sich an nicht ausgezahlten Leistungen von NS-Opfern bereichert haben sollen. Unter den Konzernen ist auch die Allianz. Nach Angaben Fagans begründeten die Versicherungen ausstehende Auszahlungen damit, daß Versicherungsnehmer keine Beiträge mehr gezahlt hätten. Die Klagesumme beläuft sich auf 1,7 Milliarden Mark. Nach dem Bekanntwerden der Klage richtete die Allianz Hotlines für Anfragen ein. Von den eingegangenen 680 Anfragen seien fünf mit konkreten Versicherungspolicen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen