piwik no script img

Retter des entrechteten Films

■ Zeise-Kinos: Wer I nicht will, kriegt auch II nicht. Rot-Grün Altona will das bedrohte Filmtheater übers Baurecht retten

Wenn Drohgebärden gegen Kino-Investoren gefordert sind, läßt Olaf Wuttke sich nicht lumpen. Auch gestern hatte der GAL-Fraktionsheld aus Altona passende Parolen parat. „Wir fühlen uns hinters Licht geführt“, dröhnte er per Pressemitteilung, daß die Faxe nur so wackelten, und versicherte, daß Rot-Grün Altona das drohende Aus der Ottenser Zeise-Kinos durch Räumungsklage nicht rachelos hinzunehmen gedenke.

Das kommerzielle Lichtspieltheater mit alternativem Touch und anspruchsvollem Filmangebot an der Friedensallee müsse unbedingt erhalten bleiben. Sollte es in dem Streit zwischen Zeise-Investor Theodor Mayr und Zeise-Kino-Betreiber Jürgen Fabritius um Mieterhöhungen zu keiner Einigung kommen, werde die Altonaer Koalition den geplanten Anbau auf der Zeise-Wiese verhindern. „Wir genehmigen Zeise II dann einfach nicht“, will der selbsternannte Retter der entrechteten Filmemacher den widerspenstigen Investor über das Baugesetz in die Knie zwingen.

Mayr plant neben den bestehenden Zeise-Kinos (Zeise I mit 550 Plätzen) ein Medienzentrum mit weiteren 850 Kinositzen. Die GAL habe dieser Größe „im dicht bewohnten Ottensen“im Sommer 1996 aber nur deshalb zugestimmt, „weil sonst die bisherige Mischung aus Spartenfilmen und Kassenfüllern wirtschaftlich bedroht gewesen wäre“. Vorgesehen war damals, daß die Betreiber von Zeise I auch Zeise II übernehmen würden. Das sollte das Intellektuellen-Angebot von Zeise I sichern, ohne der Mainstream-Konkurrenz im Zeise II ausgesetzt zu sein. Davon will Mayr jetzt nichts mehr wissen. Von den Zeise-Kinos fordert er statt bislang 18 künftig 36 bis 40 Mark Miete. Auch die Übernahme von Zeise II mag er Zeise I nicht mehr garantieren. Notfalls werde eben ein anderer – möglicherweise ein Multiplex-Kinobetreiber – das Filmtheater weiterführen.

Wuttke fühlt sich im falschen Film: „Wenn das Kino jetzt vertrieben wird, ist dem politischen Kompromiß die Geschäftsgrundlage entzogen.“SPD-Kreisvorstand Olaf Scholz sieht das ähnlich, geht „aber weiterhin fest davon aus, daß es eine Einigung geben wird“. Das Zeise- II-Grundstück ist Mayr bereits anhandgegeben. Ein Bauantrag liegt im Bezirk noch nicht vor. Zeise I aus den Hallen herauszuklagen, würde nach Einschätzung von Juristen mindestens zwei Jahre dauern. Solange könnte Mayr mit keinem neuen Mieter seriös verhandeln. Zeise II würde sich also zeitlich verzögern, wenn nicht ganz den Bach heruntergehen. Dieses Risiko, so hoffen viele, werde den Investor doch noch versöhnlich stimmen. Heike Haarhoff

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen