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Konzepte gegen verlorene Zukunft?

■ 2.000 Jugendliche suchen in Bremen eine Lehrstelle / Viele werden wie im Vorjahr leer ausgehen – trotz aller Appelle

Auch in diesem Herbst werden wieder hunderte von Bremer Jugendlichen nach verlorenem Rennen um einen Ausbildungsplatz auf dem Abstellgleis landen. Im Arbeitsamt Bremen geht man davon aus, daß sogar mehr als die 500 unversorgten Schulabgänger des Vorjahrs keine Lehrstelle finden werden. Denn die Zahl der Schulabgänger ist um acht Prozent gestiegen, während die Betriebe acht Prozent weniger Ausbildungsstellen anbieten. Noch sind mehr als 2.000 Jugendliche auf der Suche.

Die Bildungsbehörde werkelt an Konzepten für eine überbetrieblicher Ausbildung. Das wäre nicht neu: Schon in der Vergangenheit wurde ein gutes Drittel der 6.000 Bremer Ausbildungsplätze öffentlich subventioniert. Dieser Anteil, so die Bildungsbehörde, dürfte sich in diesem Jahr eher noch erhöhen.

Wie zu hören war, erwägen die Beamten von Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD), Betrieben besondere Anreize zu geben. Sie sollen Praktikumsplätze für die offiziell als Schüler geführten – und möglicherweise per Bafög oder vom Arbeitsamt bezahlten – Jugendlichen anbieten. Ziel: Möglichst viel betriebliche Praxis vermitteln, um den Jugendlichen den Einstieg in die Firma zu ermöglichen. Damit soll auch die „Stigmatisierung“überwunden werden, die viele Arbeitgeber gegenüber Jugendlichen aus überbetrieblichen Bildungsgängen empfinden.

Zu früh möchte man jedoch nicht an die Öffentlichkeit, sonst könnten die Apelle an die Ausbildungsbereitschaft der Wirtschaft ins Leere gehen. Die Gespräche seien „zarte Pflänzchen“, hieß es. „Wir konzentrieren uns im Moment noch auf die echte duale Ausbildung“, sagt Handelskammer-Geschäftsführer Horst Meyer. „Wenn wir im September sehen, daß es nicht reicht, reden wir darüber“.

Noch wird Druck gemacht: Auch die Abgeordneten der SPD-Bürgerschaftsfraktion wollen sich Anfang Juli für vier Tage abwechselnd ans Telefon hängen, um mehr Chefs zur Ausbildung zu überreden. Eine Erleichterung, die SPD-Fraktionschef Christian Weber und der Parteivorsitzende Detlef Albers gestern als weiteres Element ihrer Ausbildungsoffensive präsentierten: Der von vielen Chefs abgelehnte zweite Berufsschultag soll flexibler an die Bedürfnisse der Betriebe angepaßt und im zweiten Lehrjahr abgeschafft werden. Die Bremer Wirtschaft hat im Gegenzug 250 zusätzliche Ausbildungsplätze zugesagt. 100 junge leute sollen zusätzlich im öffentlichen Dienst lernen können – allerdings ohne Übernahmegarantie. Insgesamt sollen 500 zusätzliche Lehrstellen geschaffen werden. Albers setzt auch auf eine bundesweite Ini- tiative zu einer Umlagefinanzierung für Ausbildungsplätze, während Weber „Zwangsmaßnahmen“ablehnt.

Die Handelskammer zeigt sich noch „vorsichtig optimistisch“, sagt Geschäftsführer Meyer. „Massiver Druck“, ausgeschwärmte Ausbildungsberater, werbende Worte und Information über neue Berufe oder neue Regeln beim Jugendschutz hätten das Lehrstellen- angebot im Vergleich zum selben Zeitpunkt des Vorjahres um neun Prozent bei gewerblichen und 3,5 Prozent bei kaufmännischen Stellen erweitert. Die Handwerkskammer meldet hingegen ein eher schleppendes Eingehen von Ausbildungsverträgen. jof

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