piwik no script img

Senator: Abstand zu Bau-Geschäften

■ Innensenator Borttscheller will Treuhänder einsetzen

Der öffentliche Druck hat Ralf Borttscheller weich gemacht. Der Innensenator kündigte gestern an, für das umstrittenen Engagement seiner Frau bei der Baufirma Nordgrund GmbH und für seines bei der Nordfinanz-Bank Treuhänder einzusetzen. Seine Bankanteile will er mittelfristig abstoßen. In der Sache wies Borttscheller alle Vorwürfe, er habe sein politisches Amt unzulässig mit privaten Geschäften vermischt, zurück.

Es sei Bremer Tradition, daß Senatoren auch Kaufleute seien, sagte der CDU-Politiker. Würde dies unmöglich, „wären vielleicht bald nur noch arbeitslose Lehrer im Amt“. Borttscheller war vorgeworfen worden, er habe mit der Nordgrund, deren Geschäftsführerin und Gesellschafterin seine Frau Edith ist, einen Bauunternehmer aus Ottersberg in den Ruin getrieben, weil die Firma fällige Rechnungen nicht bezahlt habe.

Der Konkurs der Firma Seeger habe sich aber schon lange Zeit angedeutet, konterte der Senator. Seeger selbst habe lange seine Subunternehmer nicht bezahlt, was wiederum zu Bauverzögerungen und Mängeln an dem für Nordgrund erstellten Hamburger Wohn- und Geschäftshaus geführt habe.

Er hafte persönlich für einen Kredit an die Nordgrund, weil die GmbH seinerzeit noch in Gründung gewesen sei und auch das Stammkapital als Sicherheit nicht anerkannt worden sei. Da sei es normal, wenn sich die Bank an den besser verdienenden Ehemann gehalten habe. Daß er auch als Bauherr angesprochen worden ist, erklärt der Jurist mit der „Männergesellschaft am Bau“. Der Architekt müsse „schon mal mit dem Herren drohen“. Natürlich habe er mit seiner Frau geschäftliche Probleme besprochen und sei vor seinem Senatorenamt als Anwalt für Nordgrund tätig gewesen. Seine Frau widme ihrem Geschäftsführer-Job eineinhalb Tage pro Woche.

Der Firmensitz der Nordgrund sei das badische Weinheim, weil dort ein Mitgesellschafter und Steuerberater sitze, der die Buchhaltung erledige.

Seine Beziehung zu dem Bremer Baulöwen Roland Zimmermann, Architekt der Hamburger Immobilie, dessen Schwester eine an Nordgrund beteiligte Firma führt, erklärt Borttscheller mit Mandaten bei dessen Scheidung und einem früheren Konkurs. Kennengerlernt habe man sich beim Ponyreiten auf Sylt. „Aber wir siezen uns“, so Borttscheller. Er sei nicht für den dubiosen Ruf Zimmermanns verantwortlich. Die Baubranche sei ja „häufig nicht mit der bürgerlichen Elle zu messen“. jof

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen