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Raubgold ist überall

■ Österreich soll „Schmiergeld“ der Alliierten an Nazi-Opfer zurückgeben

Genf (dpa/rtr) – Der Gründer des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Rabbi Marvin Hier, hat Österreich aufgefordert, das nach dem Zweiten Weltkrieg als Kompensation erhaltene Gold zurückzugeben. Österreich habe keinen Anspruch darauf gehabt. Die Goldkommission der Alliierten, die über die Verteilung des von den Nationalsozialisten geplünderten Goldes entschied, habe Wien, aus Furcht, das Land könne in kommunistischen Einflußbereich geraten, „Schmiergeld“ im Umfang von 45 Tonnen Gold gezahlt, sagte Hier gestern in Genf auf einer Konferenz über Suche und Rückerstattung von Nazi-Raubgut.

„Österreichs Anspruch hätte sofort zurückgewiesen werden müssen“, sagte Hier. Das Gold sei den Holocaust-Opfern gestohlen worden. Österreich habe Ansprüche geltend gemacht, weil das Dritte Reich nach dem Anschluß rund 100 Tonnen Gold aus der Nationalbank geraubt und nach Berlin gebracht habe. Die Österreicher hätten aber auf seiten der Plünderer gekämpft.

Für die Schweiz versprach der Diplomat Thomas Borer die Rückgabe aller Gelder, die möglicherweise Holocaust-Opfern gehören. „Kein Schweizer Franken, der der Schweiz nicht gehört, wird im Land bleiben“, sagte Borer. Er kritisierte Teile der angelsächsischen Medien, die eine ungerechtfertigte „Schmutzkampagne“ gegen die Schweiz führten.

Experten aus 18 Ländern diskutieren in Genf bis Mittwoch darüber, wie weit die Suche nach dem Nazi-Raubgut weltweit gediehen ist. Auch die Vermögen ehemaliger Nazi-Größen sollen aufgespürt werden. Verglichen mit diesen Geldern seien die Vermögen der Holocaust-Opfer „Peanuts“, sagte Marvin Hier vor der Presse in Genf.

Seine Organisation habe eine Liste mit 334 Namen führender Nationalsozialisten an Länder geschickt, die Kontakte zum Dritten Reich unterhalten hätten. Das Bonner Finanzministerium sagte zu, die Vermögensübertragungen ins Ausland „innerhalb von Monaten“ zu untersuchen.

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