: Die ölln-Papiere Von Wiglaf Droste
für Gisela Güzel
„Weitere Willkürmaßnahmen folgen“, schrieb F.W. Bernstein 1996, und als ich diesen Satz der Sätze las, war ich ergriffen und geweckt für immer. Genau! Alles, was uns noch fehlt, ist ein bißchen kompetente Willkür. Zum Beispiel im Umgang mit der deutschen Sprache, diesem Steckenpferdchen ranziger Altphilologen. Alles, was die ärgert, muß freundliche Menschen freuen. Also los: Sprache verschandölln!
Ja, ja, ja, verschandölln! Verschandölln ist gut behandölln! Dann kann man sabbölln, quassölln, fasölln und murmölln. Und turtölln und kuschölln. Auch hampölln und jampölln, aber nicht schunkölln, außer in Köln. Da muß man sich ekölln vor Hansölln mit Wimpölln. Und sich einigölln. Sonst gerät man ins Taumölln, Trudölln und Strudölln in Neukölln und Mölln. Bei Hamölln und Rintölln sieht man wurstige Vettölln auf Damensättölln. Ihre Pferde humpölln und strauchölln, während sie äpfölln. Auf der Wiese stehen Christen und brabbölln. Sie sind Spitzenreiter im Ankumpölln. Von Null auf Hundert in vier Sekunden können sie frömmölln. Trommler trommölln, Herren kratzen sich die Bommölln und an den Pimmölln, während sie sich zum Lobe des Herrn versammölln und kollektiv pinkölln. Man möchte sich schüttölln.
Stämmige Männer in Leibchen stemmen Hantölln. Zarte Damen klöppölln. Nach dem Verkuppölln verschwinden die Damen und Herren zum Streichölln und Kitzölln. Selten nur sind sie geplagt von Skrupölln. Wozu auch? In allen Himmölln hängen die Fiedölln. Und die Glocken bimmölln.
Beim Paddölln soll man sich nicht verzettölln. Auch seine Mitmenschen nicht immerzu abstempölln, wo sie sich doch so abstrampölln. Sondern in Zungen von Engölln mit ihnen quakölln. Auch Hummölln soll man beim Brummölln nicht befummölln. Oder begrummölln. Das ist die Art von Dackölln, die gerne einsackölln, die soll'n lieber kegölln oder weit fort segölln mit ihren Stinkstiefölln. Die soll man nicht adölln, die soll man tadölln.
Später kocht man sich Nudölln, mit einer Tunke aus pürierten Pudölln. Damit kann man Vegane besudölln, damit sie verzweifölln mitsamt ihren Waffölln, an denen sie's haben, am Arsch noch die Windölln. Immerzu wollen sie handölln, anstatt nett zu gammölln oder herumzudaddölln. Sie sind eine Herde von Hammölln. Gern hören sie Reggae und schwaffölln von ihren Wurzölln, damit die Begriffe auch schön durcheinanderpurzölln wie die Primölln. Purzölln Primölln? Ich weiß nicht. Bitte nicht nörgölln.
BMW-Fahrer muß man zum Kachölln nicht anstachölln. Sie fahren, als hätten sie dicke Mandölln. Wie soll man sie behandölln? Mit Wadenwickölln rückt man Besitzern von Pickölln zu Leibe. Oder mit Blutegölln. Das gönn' ich den Flegölln.
Aber soll man toben und teufölln? Soll man zergölln und zischölln? Nein, nein, nein – lieber die Sprache verschandölln. Und dabei ein bißchen beschummölln:
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen