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Weniger Kohle für Sonnenstrom

HEW wollen die Zuschüsse für Solarenergie noch in diesem Jahr um zwanzig Prozent kürzen. Anträge sprengen Förderrahmen  ■ Von Marco Carini

Noch in diesem Jahr soll die Einspeisevergütung für Solardachbesitzer, die ihren Sonnenstrom ins öffentliche Versorgungsnetz abgeben, gekürzt werden. Laut Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) erwägen die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) eine Kürzung der Einspeisevergütung um rund 20 Prozent.

Da die Anschaffungspreise für Sonnendächer in den vergangenen zwei Jahren rapide gesunken sind, sei – so Vahrenholt – der zusammengestutzte Förderbetrag noch kostendeckend. Mitte der neunziger Jahre kosteten Solaranlagen knapp 20.000 Mark pro Kilowatt Spitzenleistung; heute liegt der Preis bei 15.000 Mark.

„Wir werden das Fördervolumen insgesamt nicht nach unten korrigieren“, betont HEW-Sprecher Johannes Altmeppen. Zwar gebe es für jedes einzelne Solardach in Zukunft rund 20 Prozent weniger Geld, bestätigte er die Kürzungspläne. Dafür aber sollen mehr Anlagen gefördert werden. Die Konditionen stehen noch nicht fest. „Über die Details ist noch nicht entschieden“, betont Altmeppen.

Für den energiepolitischen Sprecher der GAL-Fraktion, Holger Matthews, ist die Kürzung „der falsche Weg“. Ein Gutachten des Öko-Institutes beweise, daß die BesitzerInnen von Solaranlagen trotz der Einspeisevergütung bisher „draufzahlen mußten“. Matthews: „Wird die Vergütung jetzt den sinkenden Preisen angepaßt, wird dieses Manko weiter festgeschrieben.“Statt umzuverteilen, sollte der Stromkonzern seinen Fördertopf aufstocken. „Bislang fließen nicht einmal 0,2 Prozent des HEW-Umsatzes in die Förderung regenerativer Energien.“

Zur Zeit gibt es in Hamburg zwei Förderprogramme für Solardach-BesitzerInnen. Seit 1995 zahlen die HEW für jede Kilowattstunde (kWh) Sonnenstrom aus Kleinanlagen mindestens 1,80 Mark Einspeisevergütung. Wer mehr als die Hälfte des eigenen Stromverbrauchs aus Sonnenkraft herstellt oder sich eine besonders leistungsstarke Anlage aufs Dach montiert, erhält einen „Bonus“von jeweils weiteren 20 Pfennigen pro kWh. Seit Mitte 1996 bieten die HEW außerdem einen Investitionszuschuß von bis zu 7.000 Mark pro installiertem Kilowatt Spitzenleistung – knapp die Hälfte der Anschaffungskosten. Die Einspeisevergütung reduziert sich dann jedoch um 10 Pfennige pro 1000 Mark Zuschuß.

Die Sonnen-Programme der HEW wurden vor zwei Jahren im Rahmen eines „Kooperationsvertrages“zwischen dem Stromversorger und der Hansestadt aufgelegt. Die HEW verpflichteten sich, innerhalb von zwanzig Jahren 30 Millionen Mark für die Förderung der Photovoltaik auszuschütten. Rund 300 Kilowatt Leistung wollte der Energiekonzern damit jährlich auf Hamburgs Dächer bringen.

Doch die Anträge sprengen bereits den Förderrahmen. So wurden 1996 Anlagen mit insgesamt 360 Kilowatt Spitzenleistung gefördert, in diesem Jahr sind es bereits 313 Kilowatt. „Bis Ende des Jahres werden Solarzellen mit insgesamt 1600 Kilowatt Leistung in Betrieb sein“, lobt Altmeppen das HEW-Förderengagement. Sie liefern dann knapp 0,05 Prozent des Hamburger Stroms.

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