: Über alle Grenzen hinweg einig: Schwule und Lesben fordern bei den Christopher-Street-Demos Gleichberechtigung
Ob schrill-schräg oder normal- schlicht: In Berlin, in Paris, Wien und vielen anderen Städten wurde an diesem Wochenende an die Homo-Krawalle des Jahres 1969 in der New Yorker Christopher Street erinnert. Einig waren sich in allen Metropolen die Marschteilnehmer auf eine Weise, die für den sonstigen europäischen Einigungsprozeß fast vorbildlich ist: Lesben und Schwule wollen nicht mehr diskriminiert werden. Mehr noch: Sie fordern die gleichen Rechte, die auch Heterosexuelle haben. Mehr als eine halbe Million Menschen beteiligte sich europaweit an den Demonstrationen.
In Wien verlangten alle aus allen Teilen der Republik angereisten Gruppen die Streichung des Paragraphen 209 des österreichischen Strafgesetzbuchs, der auch den einvernehmlichen homosexuellen Kontakt zu Minderjährigen unter Strafe stellt. Eine Streichung dieser Bestimmung, die nicht für Heterosexuelle gilt, scheiterte im Herbst vorigen Jahres am konservativ dominierten Nationalrat.
In Berlin beteiligten sich 80.000 Menschen an der Demo, die von ebenso vielen vom Straßenrand aus angefeuert und bestaunt wurde: Mehr als acht Stunden dauerte der Umzug, der durch das Brandenburger Tor vom Westen in den Osten der Stadt führte . Die politische Elite der Bundesrepublik hielt sich mit Solidaritätsbekundungen abstinent; eine Delegation aus den Reihen der Demonstranten empfing sie nicht. Der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck forderte zum Auftakt der Demonstration ein „Aufenthaltsrecht für den ausländischen Lebenspartner ohne Wenn und Aber“.
Ganz anders in der französischen Hauptstadt Paris, wo am Sonnabend mit 350.000 Teilnehmern die europäische Hauptdemonstration der Homo-Bewegung stattfand: Dort wurden Vertreter der Lesben- und Schwulenbewegung von Gesundheitsminister Bernard Kouchner empfangen. Seine Kollegin Elisabeth Guigou aus dem Justizressort versprach bei dieser Gelegenheit, die neue Linksregierung werde zügig für ein Gleichstellungsgesetz sorgen, das Homosexuelle nicht mehr als Menschen zweiter Klasse benachteilige. Foto: Nino Rezende
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