Kommentar (vgl. Seite 28): Und die CDU schweigt
■ Wehrmachtsausstellung ohne Gegner der Ausstellung - danach
Seit die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht im Bremer Rathaus zu sehen ist, ist es an der Weser still geworden um die Kritiker. Darf man daran erinnern, daß der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann im vergangenen November die Kontroverse losgetreten hatte mit der Erklärung: „Die Ausstellung ist wissenschaftlich nicht seriös. Wir werden diese Ausstellung an dieser Stelle verhindern“? Darf man daran erinnern, daß niemand in der CDU damals sich getraut hat, dem Landesvorsitzenden zu widersprechen? Ins ferne Lidice-Haus wollte die CDU damals die Ausstellung verlegen, möglichst weit weg, damit nicht so viele Besucher kommen; den Menschen diesen Teil der Wahrheit ersparen.
Heute gibt sich derselbe Neumann (im Mix) nach einem Besuch der historischen Schautafeln ausdrücklich „betroffen“und rät allen, „die darüber reden“wollen und schreiben, unbedingt die Ausstellung anzusehen. Kein Wort mehr davon, daß Bilder „gefälscht“seien oder ohne genau zu rekonstruierende Ortsangabe blieben. „Ein Teil der Wahrheit“werde da gezeigt, sagt Neumann heute.
Eben die Verbrechen. Daß viele der Älteren sich nach wie vor diese Wahrheit ersparen wollen, ist – menschlich – verständlich. Für eine politische Partei gibt es da aber keine Ausrede. Um so peinlicher, wie klammheimlich sich die Wende der CDU zur schweigenden „Betroffenheit“vollzog. Klaus Wolschner
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