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Neue alte Verflixtheit

Kein Ostler, der noch im geschlossenen Einkaufskreisverkehr der DDR rotieren mußte, wird sie je vergessen: die Zweitstufen-Veräppelung. Erst rannte man wie blöd hinter irgendwas her – einem verkordelten Lampenschirm oder einer glanzfurnierten Schrankwand. Brachte x-maliges Nachfragen Erfolg, kam die zweite Runde: Der Schrank stand vor der Tür – in Einzelteilen. Zusammenbauen ließ er sich nicht. Entweder fehlten Teile oder der Code zur Entschlüsselung der Aufbaubeschreibung. Meist fehlte beides.

In Leipzig muß es besonders schlimm gewesen sein. Immerhin schaffte es die 89er Revolutionsavantgarde da zuerst, selbst die braven Bürger auf die Straße zu bringen, um eine Wende im Land der Konsumentenprobleme zu fordern. Acht Jahre später ist die Ernüchterung total. Zwar gibt es mehr denn je zum Gebrauch anzuleiten, nur geschieht das genauso dilettantisch wie vorher. In puncto Mißverständlichkeit des Beipackzettels ist die Einheit längst vollzogen: durch die Verostung der Gebrauchsanweisung. Oder ist das nur der Eindruck enttäuschter Ex- DDRler, die diese Schattenseite der kapitalistischen Konsumwelt nie ahnten und von der alten Verflixtheit beim neuen Regalepuzzeln überrascht wurden? Während die Wessis sie kannten, aber für sich behielten. Oder war es ein versteckter Hinweis, daß sie die Anleitung zum Neueinrichten der Ex-DDR „Aufbau Ost“ nannten? Da blickt ja keiner mehr durch. GL

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