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Das Gold hat seinen Glanz verloren

■ Preissturz des Goldes zieht Aktien der Minengesellschaften mit nach unten

Berlin/London (taz/rtr/dpa) – Gold ist so billig wie seit 1985 nicht mehr. Gestern sank der Kurs in London auf 318 Dollar je Feinunze. Ausgelöst wurde der aktuelle Preisverfall in Australien. Die dortige Notenbank hatte letzte Woche mitgeteilt, sie habe in den vergangenen sechs Monaten 167 Tonnen Gold – 60 Prozent ihrer Goldreserven – auf den Markt gebracht und dafür gewinnbringendere ausländische Anleihen gekauft. Vor der Bekanntmachung hatte die Feinunze bei 337 Dollar notiert.

Nicht so sehr die bisherigen Verkäufe als vielmehr die Mitteilung selbst bestürzte die Goldhändler. Zwar sind die australischen Notenbanker nicht die ersten, die ihr zinslos herumliegendes Gold verkauften. Aber nach den jetzigen Goldverkäufen großen Stils befürchten die Anleger, daß weitere Notenbanken dem Beispiel folgen und den Markt mit Gold überschwemmen könnten. Der Schock bei den Goldhändlern war diesmal um so größer, als Australien als drittgrößter Golderzeuger der Welt nach Südafrika und den USA bisher immer ein Interesse an stabilen Goldpreisen gehabt hatte. Vorbei die sicheren Zeiten.

Marktbeobachter unken bereits, daß der Goldpreis in nächster Zeit bis auf 280 Dollar fallen könnte. Sie verweisen darauf, daß angesichts der weltweit niedrigen Inflation und der gewinnversprechenden Hausse an den Aktienbörsen die Flucht in das gelbe Metall als Krisenrückversicherung völlig unattraktiv geworden sei.

Mit dem Preis der Goldes selbst kamen auch die Aktienkurse von Goldminengesellschaften ins Rutschen. Der australische Minenkonzern North Ltd. teilte gestern mit, ein geplantes Großprojekt im Bundesstaat New South Wales dürfte sich durch den Preisverfall weiter verzögern. Sogleich sanken australische Goldaktien um fast 6,5 Prozent. Bereits vorgestern hatte die südafrikanische Goldfirma East Rand Proprietary Mines bekanntgegeben, sie werde die Arbeit in einer ihrer Minen wegen der niedrigen Preise beenden. Die Mutterfirma Randgold teilte mit, daß auch weitere Förderstätten geschlossen würden, wenn der Preisverfall weiter anhalte. lieb

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